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  • Arno Y

mehr als 1000 Beiträge seit 04.03.2005

Kündigungsschutz in Sozi-Terminologie

Spaceman_Spiff schrieb am 17. März 2006 23:08
> einfach zurückgeben. Das macht natürlich die Entscheidung zur
> Einstellung von Arbeitnehmern auf den ersten Blick leichter.

Nicht nur auf den ersten Blick! Es vermindert vor allem bei kleineren
Unternehmen das Risiko, dass jeder Mitarbeiter darstellt.
Schliesslich kann sich die Auftragslage schnell wenden, oder der
Mitarbeiter ist doch nicht so produktiv wie erhofft.

> Ökonom weiß aber: Alles wird, wenn möglich, eingepreist. Wenn der
> Leasinggeber des Humankapitals -- und das ist natürlich der
> Arbeinehmer selbst -- keine Kündigungsgebühr in Form einer Abfindung
> verlangen kann, wird er von vornherein die Miete für sein
> Humankapital höher setzen. Leider geht diese Preissetzungsstrategie
> nur dann auf, wenn der Markt für Humankapital seiner Ausprägung
> angebotsseitig knapp ist. Die sehr gut ausgebildeten werden also
> tendenziell höhere Löhne durchsetzen können, die große Masse der
> wenig qualifizierten dagegen nicht, sondern das Kündigungsrisiko
> unentgeltlich tragen müssen.

Das ist im Prinzip richtig. Kündigungsschutz verringert den Wert der
Arbeit eines Arbeitnehmers (über den gesamten Beschäftigungszeitraum
hinweg gesehen) und senkt so letztenendes dessen potentielles Gehalt.

Aber selbst wenn dadurch ein Teil der Arbeitnehmer einen geringeren
Durchschnittslohn bekommen: was ist mit all denen, die dadurch
Arbeitsplätze bekommen würden? Ist das nichts wert? Deren
Durchschnittslohn wird dadurch steigen. Und der Folgeeffekt wären
geringere Sozialbeiträge, wodurch entweder die effektiven Löhne für
alle steigen und die Arbeitslosigkeit weiter sinken würde.

> 2. Die andere Seite der Medaille der Nicht-Verkäuflichkeit von
> Humankapital: Ein Unternehmen kann keine Entschädigung für
> Humankapital verlangen, das aus eigener Entscheidung kündigt.

Das ist nicht ganz richtig: viele Unternehmen lassen den Mitarbeiter
für eine Schulung anteilig bezahlen, wenn er danach in einem
bestimmten Zeitraum (meist 2 Jahre) kündigt.

> von Schulungen. Einen allgemeinen Kurs in, sagen wir,
> Datenbankprogrammierung oder einer Fremdsprache, wird der
> Arbeitnehmer entweder nicht mehr genehmigt bekommen oder teilweise
> selbst bezahlen müssen.

Das ist eine Nullrechnung. Wenn der Mitarbeiter anwendbare, bessere
Fähigkeiten erlangt, kann er auch einen höheren Lohn verlangen. So
zahlt sich seine Investition aus. Wenn das Unternehmen bezahlt, dann
wird das Unternehmen natürlich nicht den Lohn erhöhen, schliesslich
hat das Unternehmen ja auch die Kosten getragen.

> Zusammenfassung: CPE führt zu stärkerer Lohnspreizung und weniger
> Fortbildung (bei denen unter 26). Ist das die beste Antwort auf den
> zunehmenden internationalen Wettbewerb? Ich befürchte: nein.

Du übersiehst da einen gewaltigen Punkt: die Unternehmen haben das
grösste Interesse daran, im internationalen Wettbewerb zu bestehen.
Wenn sich ein langer Kündiungsschutz oder langfristige Verträge am
besten für den internationalen Wettbewerb eignen, dann können sie
doch einfach ihre Verträge entsprechend gestalten. CPE beschränkt
schliesslich die Vertragsgestaltung und gibt den Unternehmen so
weniger Möglichkeiten. Aber es ist in keiner Art und Weise hilfreich.

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