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Avatar von kaept'n finn
  • kaept'n finn

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Re: Was gibts da noch zu kommentieren......

Little Louis schrieb am 31.08.2018 00:45:

Aber über Krisengebiete kaum mehr als das, was der Regierungssprecher oder ein transatlantischer Thinktank am Tag zuvor "abgesegnet" hat.
Was oder wie also soll ich fundiert zu dem Artikel "Eskalation in Syrien über die Dschihadisten-Enklave Idlib" kommentieren?
Ich bin diesbezüglich hilflos machtlos.

Dieses Schicksal teilen wohl die allermeisten. Es gibt aber dennoch ein Mittel aus diesem nicht nachprüfbaren Verlautbarungswust Informationen zu destillieren: Mithilfe unseres Verstandes und mit Logik - und damit meine ich nicht den "gesunden Menschenverstand", der nach Einstein eh nur eine Ansammlung von Vorurteilen ist, sondern den trockenen analytischen Verstand und mathematische Logik. Diese schliessen z.B. in Syrien einen vermeintlichen "Giftgas-Vernichtungsfeldzug" Assads gegen seine eigene Bevölkerung zwar nicht gänzlich aus, lassen ihn aber angesichts der Position der Stärke, aus der die Syrische Regierung agiert (hier widersprechen sich die Quellen ja nicht) als sehr unwahrscheinlich erscheinen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Reihe von Ereignissen genau so Eintritt, wie erwartet, ist multiplikativ: Das bedeutet, wenn in unsere Medien immer wieder versuchen, für ein Ereignis die unwahrscheinlichste Erklärung als die "einzige Wahrheit™" zu verkaufen, man schon nach überraschend wenigen Ereignissen ruhigen Gewissens Haus und Hof darauf verwetten kann, dass an der "einzigen Wahrheit™" etwas faul ist (wird z.B. für 5 unabhängige Ereignisse eine Erklärung gegeben, deren Wahrscheinlichkeit bei 25% liegt, so liegt die Wahrscheinlichkeit, dass alle Erklärungen zutreffen, bei gerade einmal 0,25^5 = 0,0009765625, also etwa 0,1%).

Das bedeutet nicht, dass alternative Erklärungsansätze automatisch richtig sind (hier muss man genau so kritisch "nachrechnen"), aber mit einem guten Gefühl für Plausibilität und Wahrscheinlichkeit logischer Zusammenhänge kann man sich in der Masse (hier muss man mal für die heutige Informationsflut dankbar sein) immer weiter den wahrscheinlichsten Interpretationen annähern. So lassen sich selbst aus Pressemitteilungen der NATO noch brauchbare Informationen herausziehen - z.B. könnte ein scheinbar nebensächliches Detail von der Gegenseite genauso berichtet werden und damit als unumstrittenes Puzzleteil helfen, das Gesamtbild zu vervollständigen.

Zwischen den Zeilen steckt meist eine ganze Menge Information, ich nenne das mal salopp "Seitenkanalangriff auf die Propagandamaschine".

Finn

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