Für mich ist das Kopftuch primär erst mal ein Kleidungsstück, das übrigens auch lange Zeit hierzulande gang und gäbe war, bis in die 70er rein. Schlicht, weil auch bei uns in der Bibel steht, dass die Frau zumindest in der Kirche das Haupt zu bedecken habe. Auch das war akut, weil mir um 2000 herum eine Französin vom Streit mit ihrer Tochter erzählte, da beide zu einer kirchlichen Trauung eingeladen waren und letztere in der Kirche kein Kopftuch tragen wollte. Und da ging es weniger um "Ehrfurcht vor Gott" als "das macht man so, das ist gutes Benehmen". Deswegen will ich auch bei entsprechenden Migranten nicht unterstellen, dass da immer die hehre Gottesfurcht bzw. eine islamistische Ideologie im Vordergrund steht.
Abgesehen davon gibt es auch bei uns Codes und Regeln, die viele einfach einhalten, obwohl der Hintergrund längst unbekannt ist. Ich hätte jetzt auch keine Lust, in ein anderes Land zu kommen und dauernd als unterdrücktes Hascherl behandelt zu werden, nur weil ich mit Messer und Gabel esse und nicht frei und ununterdrückt mit den Händen oder ich meinen ganzen schönen Körper bekleide anstatt nur unbeschwert einen Lendenschurz zu tragen.
Und letztlich muss man sich doch fragen, wofür dieses Land steht - für die freie Entfaltung der Persönlichkeit, zu der auch die Selbstbeschränkung durch Religion gehört oder die Anpassung an eine Normkultur?