Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

254 Beiträge seit 09.08.2002

Das soll in unserem Interesse sein?

Man mache mal eine kleine Umfrage im Bekanntenkreis. Erste Frage:

"Soll Deutschland in Zukunft eine wichtige Rolle in der Welt
spielen?"

Die meisten werden antworten "Ja, klardoch. Das steht uns zu,
außerdem muß es eine Gegenmacht zu den Amis geben, ..." dann
vielleicht noch eine rhetorisch mehr oder weniger gelungene
Zusammenfassung aller bekannten Argumente gegen die amerikanische
Politik und eine Kurzfassung dessen, was Rudolf Maresch in seinen
Artikeln fordert.

So weit, so gut. Dann die nächste Frage:

"Welche Vorteile siehst du für dich persönlich, wenn Deutschland eine
wichtige Rolle in der Welt spielt?"

Antwort: "Äh, tja, also..."

Wenn dann noch mehr als Gestammel folgt, dann entweder eine Ablenkung
von der Frage, oder leicht zu widerlegendes Zeug.

Es bringt den Menschen in der Tat genau gar nichts, wenn ihr Land
eine Großmacht oder gar eine Supermacht ist, oder wenn es eine
wichtige Rolle in der Welt spielt. Es bringt auch den Amerikanern
(außer einer Handvoll Konzernbosse und Politiker) nichts. Im
Gegenteil, man kann sogar argumentieren, daß es der Bevölkerung eher
Nachteile bringt, Imperialismus gibt es schließlich nicht umsonst.
Zumindest die Kosten für Rüstung müssen aufgebracht werden, und das
Geld fehlt dann woanders.

Die Außen- und Verteidigunspolitik eines Landes soll sicherstellen,
daß das Land nicht angegriffen und erobert wird. Die dafür
notwendigen Abschreckungs- und Verteidigungsmittel sind
überlebensnotwendig. Alles, was darüber (unter Berücksichtigung
vernünftiger Reserven) hinausgeht, ist bestenfalls überflüssig,
meistens aber schädlich.

Deutschland befindet sich in der einmalig guten Lage, derzeit von
keinem äußeren Feind bedroht zu werden. Es ist geradezu widersinnig,
einen Großmachtstatus anzustreben (ob allein, mit der EU oder in
irgendwelchen obskuren Achsen, spielt dabei keine Rolle) und dadruch
Bedrohungen erst zu schaffen. Im Gegenteil, lasst die osteuropäischen
Staaten die willigen Vasallen Amerikas sein, wenn sie es denn wollen.
Die dort stationierten US-Truppen bilden außerdem einen Puffer, falls
Rußland wieder mal imperiale Gelüste in Richtung Europa bekommen
sollte. Lassen wir Frankreich, Rußland und China den Vortritt, wenn
sie sich unebdingt auf einen imperialistischen Wettkampf mit den USA
einlassen wollen. Einen solchen wettkampf verfolgt man am besten von
der Zuschauertribüne, oder, noch besser, im Fernsehen.

Die Schweizer machen es vor, wir sollten uns an diesem äußerst
erfolgreichen Modell orientieren. Der Weg, der die Interessen der
Deutschen wirklich dient, sieht etwa folgendermaßen aus: Sich aus den
albernen Spielen der Weltpolitik zurückziehen, die Bundeswehr aus der
militärischen Integration der NATO lösen, gleichzeitig auf ein für
die Landesverteidigung notwendiges Maß reduzieren. Sollte sich mal
eine konkrete Invasionsbedrohung manifestieren, kann man die
Bundeswehr immer noch mit einer nuklearen Abschreckungskapazität
ausrüsten. Das eingesparte Geld kann dann in Form von
Steuererleichterungen in die Wirtschaft gepumpt werden. Überhaupt ist
es da, worauf Deutschland sich kozentrieren sollte: Handel und
Wirtschaft, erhöhung oder zumindest Sicherung des Wohlstandes.
Imperialistische Spielchen können dann andere, schlichtere Gemüter,
spielen.


Bewerten
- +
Ansicht umschalten