Dark Avenger schrieb am 24. Februar 2003 18:02
> Deutschland befindet sich in der einmalig guten Lage, derzeit von
> keinem äußeren Feind bedroht zu werden. Es ist geradezu widersinnig,
> einen Großmachtstatus anzustreben (ob allein, mit der EU oder in
> irgendwelchen obskuren Achsen, spielt dabei keine Rolle) und dadruch
> Bedrohungen erst zu schaffen. Im Gegenteil, lasst die osteuropäischen
> Staaten die willigen Vasallen Amerikas sein, wenn sie es denn wollen.
> Die dort stationierten US-Truppen bilden außerdem einen Puffer, falls
> Rußland wieder mal imperiale Gelüste in Richtung Europa bekommen
> sollte. Lassen wir Frankreich, Rußland und China den Vortritt, wenn
> sie sich unebdingt auf einen imperialistischen Wettkampf mit den USA
> einlassen wollen. Einen solchen wettkampf verfolgt man am besten von
> der Zuschauertribüne, oder, noch besser, im Fernsehen.
Das Problem ist doch, daß wir massive Nachteile haben, wenn wir unter
dem Einfluß einer einzigen Supermacht stehen ("dem Imperium
tributpflichtig sind", wie im Artikel ausgedrückt), egal welche es
nun sein sollte. Die momentane Politik Deutschlands ist der erste
zaghafte Versuch, diesen Einfluß in Grenzen zu halten, es hat erst
mal nichts damit zu tun, daß Deutschland selbst zur Großmacht
aufsteigen will. Das Problem daran ist, daß das Hegemonialstreben der
USA einen starken Gegenpart braucht, damit wir (und die ganze
restliche Welt auch) ihm nicht vollends unterliegen. Es müssen also
Allianzen geschmiedet werden, deren erstes Ziel es aus deutscher
Sicht sein muß, daß wir eben nicht in die Abhängigkeit einer
Supermacht geraten.
> Der Weg, der die Interessen der
> Deutschen wirklich dient, sieht etwa folgendermaßen aus: Sich aus den
> albernen Spielen der Weltpolitik zurückziehen, die Bundeswehr aus der
> militärischen Integration der NATO lösen, gleichzeitig auf ein für
> die Landesverteidigung notwendiges Maß reduzieren. Sollte sich mal
> eine konkrete Invasionsbedrohung manifestieren, kann man die
> Bundeswehr immer noch mit einer nuklearen Abschreckungskapazität
> ausrüsten.
Das würde der USA aber gar nicht gefallen und erst recht als
Großmachtstreben ausgelegt. Die Schweiz ist hier in einer ganz
anderen Ausgangslage. Desweiteren bin ich der Meinung, daß man selbst
(oder gerade) als wirtschaftlich starke Großmacht langfristig auf ein
nukleares Abschreckungspotential verzichten kann.
Gipsel
> Deutschland befindet sich in der einmalig guten Lage, derzeit von
> keinem äußeren Feind bedroht zu werden. Es ist geradezu widersinnig,
> einen Großmachtstatus anzustreben (ob allein, mit der EU oder in
> irgendwelchen obskuren Achsen, spielt dabei keine Rolle) und dadruch
> Bedrohungen erst zu schaffen. Im Gegenteil, lasst die osteuropäischen
> Staaten die willigen Vasallen Amerikas sein, wenn sie es denn wollen.
> Die dort stationierten US-Truppen bilden außerdem einen Puffer, falls
> Rußland wieder mal imperiale Gelüste in Richtung Europa bekommen
> sollte. Lassen wir Frankreich, Rußland und China den Vortritt, wenn
> sie sich unebdingt auf einen imperialistischen Wettkampf mit den USA
> einlassen wollen. Einen solchen wettkampf verfolgt man am besten von
> der Zuschauertribüne, oder, noch besser, im Fernsehen.
Das Problem ist doch, daß wir massive Nachteile haben, wenn wir unter
dem Einfluß einer einzigen Supermacht stehen ("dem Imperium
tributpflichtig sind", wie im Artikel ausgedrückt), egal welche es
nun sein sollte. Die momentane Politik Deutschlands ist der erste
zaghafte Versuch, diesen Einfluß in Grenzen zu halten, es hat erst
mal nichts damit zu tun, daß Deutschland selbst zur Großmacht
aufsteigen will. Das Problem daran ist, daß das Hegemonialstreben der
USA einen starken Gegenpart braucht, damit wir (und die ganze
restliche Welt auch) ihm nicht vollends unterliegen. Es müssen also
Allianzen geschmiedet werden, deren erstes Ziel es aus deutscher
Sicht sein muß, daß wir eben nicht in die Abhängigkeit einer
Supermacht geraten.
> Der Weg, der die Interessen der
> Deutschen wirklich dient, sieht etwa folgendermaßen aus: Sich aus den
> albernen Spielen der Weltpolitik zurückziehen, die Bundeswehr aus der
> militärischen Integration der NATO lösen, gleichzeitig auf ein für
> die Landesverteidigung notwendiges Maß reduzieren. Sollte sich mal
> eine konkrete Invasionsbedrohung manifestieren, kann man die
> Bundeswehr immer noch mit einer nuklearen Abschreckungskapazität
> ausrüsten.
Das würde der USA aber gar nicht gefallen und erst recht als
Großmachtstreben ausgelegt. Die Schweiz ist hier in einer ganz
anderen Ausgangslage. Desweiteren bin ich der Meinung, daß man selbst
(oder gerade) als wirtschaftlich starke Großmacht langfristig auf ein
nukleares Abschreckungspotential verzichten kann.
Gipsel