Nichts ist überraschend an den Verhältnissen, bemerkenswert sind sie dennoch.
Die Überraschung über die Kriegstreiberei und Kriegsausweitung, die von vielen hier im Forum formuliert wird, zeigt das Unverständnis über die allseitige (Welt-)Fundamentalkrise, die Untauglichkeit der nationalistisch-gehorsamen Reaktion darauf sowie die letztlich weit verbreitete Dummheit der meisten Akteure, unabhängig davon ob sie zu den Herrschenden oder den Beherrschten gehören. Deshalb setzen sich Krieg und Kriegsausweitung als scheinbar einzige "Lösung" sukzessiv und zunehmend schneller und tiefgreifender als Ausdruck der Fundamentalkrise durch. Wenn keine Restvernunft in unvernünftigen Verhältnissen mehr aktiviert werden kann oder alternativ keine revolutionären Bewegungen zur Überwindung der Ursachen der Fundamentalkrise entstehen, die dem staatlich verordneten und nationalistisch-gehorsam befolgten Mordprogramm Einhalt gebieten können, läuft alles auf eine erhebliche Ausweitung der bestehenden Kriege mit der Option für den 3. Weltkrieg hinaus. Ob diese militärisch-mörderische Radikalisierung der politisch-ökonomischen Konkurrenz zwischen Kapitalunternehmen und Staaten, also die barbarische Ergänzung des Wirtschaftskrieges mit Schießkrieg(en), das gesamte Leben auf dem Planeten gefährden oder gar zerstören wird, ist nicht sicher, aber möglich.
Keines der zentralen Probleme, das sich während und nach den beiden Weltkriegen und der Auflösung des Gegenentwurfs zum Kapitalismus (Auflösung der Sowjetunion und der sogenannten realsozialistischen Staaten in den 1980er/90er Jahren) im 20. Jahrhundert bereits deutlich abgezeichnet und entwickelt, sowie im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts voll entfaltet hat, ist in den nationalen und internationalen Herrschaftsstrukturen gelöst, ja nicht einmal nachhaltig problemmindernd geregelt worden, weil es in diesen Strukturen nicht gelöst/geregelt werden kann.
- Extreme soziale Ungleichheit, sozial bedingte Armut, sozial bedingte Krankheit und sozial bedingtes frühzeitiges Sterben sind nicht nur in den sogenannten Armutsregionen der Welt tägliche Realität.
- Ökologische Krisenerscheinungen jedweder Art (nicht nur Klimawandel) weiten sich aus.
- Einschränkung politischer Teilhabe sowie Diskriminierung von Minderheiten, Ethnozentrismus, Rassismus u.Ä. sind nicht nur in autokratischen oder diktatorischen Varianten der staatlichen Organisation des weltweit siegreichen Kapitalismus an der Tagesordnung.
- Die Ökonomie dreht durch - mit den oben genannten Konsequenzen.
Die 17 Sustainable Development Goals der UN changieren zwischen Illusion, Widersprüchlichkeit und bitterem Witz.
Wie kann man sich da wundern, dass die Staatsführungen, unabhängig davon ob sie bürgerlich demokratisch legitimiert sind oder nicht, nur noch auf die Idee kommen, die systeminhärenten Konkurrenz- und Hegemonialkonflikte per Schießkrieg ausfechten zu müssen?