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  • alterpinguin

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zu viele Worte - das geht auch einfacher, schließlich ist der historische Vergle

Pnyx (1) schrieb am 22.09.2024 18:50:
Re: und wieder das grosse Graue

Benedikter geht an den Elefanten im Raum achtlos vorbei und verfehlt sein Thema.

Viertens befinden sich viele west- und nordeuropäische EU-Staaten – wie Frankreich, Deutschland, die Niederlande und die skandinavischen Länder – in einer konservativen Wende.

Ja, ich würde es nicht harmlos 'konservative Wende' nennen, aber ja. Doch warum? Ist das vom Himmel gefallen, so wie laut den Historisten alles vom Himmel fällt und sich derart eine ganz eigentlich zufällige Weltgeschichte ergibt? Selbstverständlich nicht. In Wirklichkeit ist die politische Entwicklung in hohem Mass eine Funktion der wirtschaftlichen ('It's the economy, stupid!'), was gelegentlich ausgesprochen, aber von den tief im herrschenden System Verstrickten nicht durchdacht wird. Wieder einmal wirken sich die Aporien des aphysikalischen Wirtschaftssystems, das allgemein unter dem Begriff Kapitalismus firmiert, unheilvoll aus. Etwas, was ich 'langen Zyklus' nenne, ist seit den Achtzigern an sein Ende gekommen. Nur eine ganze Reihe historischer Entwicklungen, die akzidentell den Systemträgern sozusagen zu Hilfe kamen, sowie deren Bereitschaft zu extremem Pragmatismus - etwa die Aufgabe der zuvor für heilig erklärten monetaristischen Prinzipien nach dem Crash 2008 - haben die Grosskrise lange verzögert. Aber nicht verhindert, dass für zumindest eine sehr starke Minderheit der Bevölkerung die persönliche wirtschaftliche Entwicklung regrediert oder zumindest sich so präsentiert, als würde sie es bald tun.

TINA-Behauptungen sind für diese Menschen nicht mehr glaubwürdig. Und aufgrund der gründlichen und immer noch weiter fortschreitenden Delegitimierung linker Konkurrenzangebote bleibt in ihrer Realität nur, sich nach rechts zu wenden. Und das tun sie nun. Zumal sich die Systemträger inzwischen, unter dem weiter steigenden aporetischen Druck nur noch mit Militarismus zu helfen wissen. Nach dem Motto 'die grosse Zerstörung wird einen Neustart ermöglichen', was beim heutigen Entwicklungstand der Waffentechnologien, den existierenden Überwaffen auch nicht mehr funktionieren wird, weil nach einem Grosskrieg kein intaktes nationales Kapital übrig bleiben wird.

Noch eine Randbemerkung:

Zweitens scheint die künstliche Intelligenz, wenn sie nicht genauer reguliert wird, die Demokratie einzuschränken oder sogar allmählich auszuhöhlen.

KI ist kein qualitativer Sprung, sondern ermöglicht nur die weitere Perfektionierung manipulativer Techniken, die die auf Mehrheitsbeschlüsse der Massen beruhende bürgerliche Demokratie - die stets als die einzig denkbare dargestellt wird -, schon lange, nun aber womöglich endgültig in ihr Gegenteil zu verwandeln drohen.

zu viele Worte - das geht auch einfacher, schließlich ist der historische Vergleich schon längst bekannt und soll vielleicht nicht so offen ausgesprochen werden.
Es geht um die Zeit der Weimarer Republik.

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