Im Prinzip stimme ich ihnen zu, möchte aber zu bedenken geben, dass die offiziellen Äußerungen (*) eben doch das ideologische Denken des vergangenen Jahrhunderts widerspiegeln: mit diesem Denken hat die damalige SED einen Staat ruiniert, indem sie die Menschen, die den Antrieb hatten, etwas Neues zu schaffen, in die innere Immigration und auf die Datschen vertrieben hat. Als Anfang der 70er Jahre auch noch die letzten Privatbetriebe verstaatlicht wurden, wurde der Untergang der DDR-Wirtschaft eingeläutet. Von einer Meinungsfreiheit, etwas grundsätzlich in Frage zu stellen, nicht zu reden.
Und dieses Denken, den Kapitalismus grundsätzlich zu verdammen statt die Macht des Kapitals zu beschränken und eine gerechte Wirtschaftsverfassung vorzuschlagen, prägt auch heute noch die Äußerungen der mir bekannten Abgeordneten. Dazu kommt die faktische Infragestellung persönlicher Freiheit - frei sein nur, wenn man die "richtige" Einstellung hat -, eine fehlende Toleranz anderer Meinungen (ja, auch die der Konservativen hat ihre Berechtigung und manchmal Notwendigkeit) und ein falsch verstandener Internationalismus, der in einer Ablehnung des Nationalstaats gipfelt und faktisch die Interessen des internationalen Groß- und Finanzkapitals stützt - sozusagen die nützlichen Idioten der Globalisierer.
Und mit ihrer Einstellung zu den Flüchtlingen arbeitet die Linke gegen die Interessen derer, die sie zu vertreten vorgeben, denn es ist eine Illusion zu meinen, dass die Mächtigen des Landes jemals die Nutznießer der Migrationsbewegung zur Kasse bitten werden. Es sei denn, die Linke betreibt eine heimliche Verelendungspolitik in der Hoffnung, dass die geknechteten Massen sich zur glorreichen Revolution erheben und die Kapitalisten an die Laternen hängen. Aber will man das?
(*) Nein, ich lese Parteiprogramme nicht, ebenso wenig wie der überwiegende Teil der Bürger sondern mache mir mein Bild aus den Äußerungen von Abgeordneten auf Veranstaltungen oder ihre Antworten auf eine gelegentliche Mail.