1. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch Deutschland, Italiens und Frankreichs unterscheidet sich kaum. Alle drei sind moderne Industrieländer, der größte Teil entfällt auf Industrie und Gewerbe... Wenn die französichen Haushalte aufgefordert sind, Strom zu sparen, dann ist das insofern natürlich ein Witz, weil sie versuchen bei der kleinsten Fraktion das eine Prozent zwischen Leben und Tod herauszukitzeln, statt bei den Großverbrauchern und der Energiepolitik aufzuräumen.
Wenn man sich die großen Brocken beim privaten Stromverbrauch im Detail ansieht:
Frankreich: Heizen 29%, Kochen/Trocknen 6%, Beleuchtung/Kommunikation 19%, Kühlung/Kälte 10%, Sonstiges 11%
Deutschland: Heizen 6%, Kochen/Trocknen 29%, Beleuchtung/Kommunikation 27%, Kühlung/Kälte 21%
Ich hab' die kleinen Anteile weggelassen und die elektrische Warmwasserbereitung, weil die praktisch identisch sind.
Nicht das Heizen mit Strom das eigentliche Problem der Franzosen - wovon sie mit den Sparappellen elegant ablenken - sondern der lächerlich alte Kraftwerkspark (80% über 30 Jahre alt) in Kombination mit einer nicht nur rückwärtsgewandten, sondern auch für das Land selbst ungeeigneten Energiepolitik.
2. Das ominöse "Heizen mit Strom" wird aus deutscher Perspektive mit Widerstandsheizung gleichgesetzt. Das subalpine Europa heizt mit Klimaanlagen, die im Heizbetrieb als Wärmepumpen mit sogar relativ hoher Effizienz laufen. Ich würde raten, dass ein Drittel des Heizstroms in Frankreich auf das Konto von Klimaanlagen im Heizbetrieb geht. Und das wäre sogar eine eher günstige Entwicklung hinsichtlich der CO2-Bilanz...
Allerdings muss man auch dazu erwähnen, dass schon seit fast 10 Jahren der Anteil an neuen Stromheizsystem in Frankreich extrem abfällt - und da es kaum Differenzierungen zwischen Wärmepumpen/Klima und Widerstandsheizung gibt, ist schwer zu entscheiden, ob sich das Problem der Widerstandsheizungen nicht sowieso gerade von selbst erledigt. Weil's auch Franzosen bei 17 oder 18 Cent/kWh keinen Spaß macht...