Auf die unzähligen Ungenauigkeiten einzugehen, wäre viel Aufwand. Den zu leisten lohnt der Artikel nicht, zumal viele im Bezug auf die Aussage Hendrigs nicht relevant sind. Man hätte aber schon ein Resümee vom Autor erwartet, am Ende des Genöles kommt nichts.
Daher bleibt der Erkenntnisgewinn klein. Dass die EU in der Wolle neoliberal eingefärbt ist und diesbezüglich stockkonservativ, konstituiert nicht eben eine Neuigkeit. Der 'Green Deal' ist denn auch nur praktischer Gattopardismo, alles müsse geändert werden, damit sich alles gleich bleibe. Wer würde von Flintenuschi auch anderes erwarten?
Die Fundamentalkritik an der EU bleibt bei Hendrig implizit. Auch kein Wunder, die einzige, von der Rechten angebotene Alternative, eine retrograde Bewegung in den Nationalismus, ist ihm wohl noch unsympathischer. Ein Aspekt hätte sich aber gerade jetzt aufgedrängt. Das stets in legitimatorischer Absicht vorgetragene Alleinstellungsmerkmal der EU, Friedensgarant zu sein, ist nun, arg angekratzt schon in den Jugoslawienkriegen, in akuter Gefahr sich aufzulösen. Gewiss sitzen die zentralen, zumindest tonangebenden Kriegstreiber in Washington, aber spätestens seit der gierig durchgeführten Hypertrophierung - Erweiterungsrunden genannt - des Staatenkonglomerats, ist die innere Kohärenz endgültig verloren gegangen. Einige Juniormitglieder glauben noch Rechnungen offen zu haben mit Russland und verstärken so den aufgrund ökonomischer Umstände ohnehin starken Drang zu weiteren revisionistischen, oder gar nihilistischen Aktionen.
Wir leben längst im Zeitalter des Kontinentalismus, der grossen Flächenstaaten einen sozusagen natürlichen Vorsprung gibt. Die in ihrer politischen Geographie hochdiversen Europäer bekunden grosse Mühe, dies nachzuvollziehen und die EU ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen. Solange auf diesem Planeten das bürgerlich-kapitalistische Zeitalter, nunmehr in seiner neoliberalen Spielart, nicht als Ganzes zu Ende geht, ist an Ausstieg aus den geostrategischen Machtkonvulsionen nicht zu denken.