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Re: Ständig steigende Lebenserwartung, vor allem in Großstädte

cybergorf schrieb am 03.06.2021 21:27:

Und?
Was soll das für einen Unterschied machen?
Du behauptest der Kraftverkehr wäre massiv subventioniert - ohne KFZ kann es aber keinen Kraftverkehr geben.
Selbst wenn die die Arbeitsplätze und die Industrie komplett außen vorlassen willst, dann musst du zumindest die Mehrwertsteuer hier noch mit einbeziehen, da sie fällig wird, ganz egal woher nun das Fahrzeug stammt.

Was? Ohne KFZ kann es keinen Kraftverkehr geben? Was wollen Sie damit sagen?

Mal abgesehen davon, dass ich zu keiner Zeit von einer Abschaffung des KFZ oder des Kraftverkehres gesprochen habe. Sondern nur von einer Abschaffung der Subventionen dafür. Und sollte dies dazu führen, dass es keinen Kraftverkehr mehr gäbe, dann, weil es keinen Markt dafür gibt. Aber ich denke, wir sind uns einig, dass es auch ohne Subventionen noch Kraftverkehr gäbe.

Und nein, Märchensteuer gehört nicht dazu. Diese würde ja auch fällig, kaufte der Kunde ein anderes (nicht subventioniertes) Produkt. Der gibt sein Geld ja so oder so aus. Was ich auch schon erklärt habe. Man rechnet die aus triftigem Grund nicht mit ein.

Woher nimmst du diese 300 Milliarden Euro?

Die 300 Milliarden sehe ich als massive Verharmlosung. Ich gehe tatsächlich eher von über einer halben Billionen aus. Aber egal.

Kraftverkehr wird von je her massiv subventioniert, auf äußerst vielfältige Weise. Dies nicht nur durch direkte Subventionen, sondern gleichsam durch versteckte Subventionen. Den Löwenanteil davon machen Subventionen in der Subventionsvergabeform der Externalisierungen aus.

Beispielhaft hierfür sei folgende Studienübersicht gezeigt, welche auf Seite 34 die jährlichen Kosten aus Externalisierungen des Kraftverkehres mit 88 Milliarden Euro für Deutschland beziffert.

https://www.greens-efa.eu/legacy/fileadmin/dam/Documents/Studies/Costs_of_cars/The_true_costs_of_cars_DE.pdf

Diese Studienübersicht hat aber schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, die zugrunde liegenden Daten noch mehr. In der Zwischenzeit hat der Kraftverkehr weiter zugenommen, die externen Kosten sind entsprechend gestiegen. Außerdem zeig diese Studienübersicht lediglich Kosten auf für Vorgänge, für die es auch Berechnungsmethoden gibt. Andere Dinge, für die es keine Berechnungsmethoden gibt, sind nicht enthalten. Beispielhaft seien hier die Kosten für die Stellplatzverordnung benannt. Jeder Geschäftstreibende mit Kundenbetrieb muss Kundenparkplätze bereit stellen oder eine Abgabe zahlen. Die Kosten werden an der Kasse auf die Allgemeinheit umgelegt. Gleiches gilt für Mitarbeiterparkplätze und für Parkplätze für Wohnraum. Gleichzeitig wird dabei ja auch Fläche oftmals ineffizient, da nur einstöckig, genutzt. Alternativ könnte dort auch ein Wohnhaus stehen, da der Platz aber belegt ist, wird Wohnraum verknappt und es entsteht eine zusätzliche Externalisierung zum Beispiel über höhere Mieten. Das nennt man Kosten aus entgangener Alternativnutzung von Mitteln, auch das eine Externalisierung, eine Subvention. Ein weiteres Beispiel hierfür wäre der Verlust aus fehlenden Mitteln bei der Bildung. Bildung ist volkswirtschaftlich die sinnvollste Investition. Diese wird maßgeblich von den Kommunen finanziert, die aber auch in hohem Maße die Lasten des Kraftverkehres finanzieren müssen. Daher kommt Bildung zu kurz. Wir betreiben Kraftprotzerei statt Bildung. Die Kosten aus dieser entgangenen Alternativnutzung der Mittel wurden in einer anderen Studie auf 2,8 Billionen Euro bezogen auf die Lebensspanne eines heute geborenen Kindes berechnet.

https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Presse/imported/downloads/xcms_bst_dms_30242_31113_2.pdf

Wir sehen also, dass diese 88 Milliarden erst der Anfang waren. Aber damit nicht genug. Das sind ja nur die externen Kosten aus dem Betrieb der Fahrzeuge. Diese Fahrzeuge müssen aber auch hergestellt werden. Dazu gab es eine Studie, die die dabei anfallenden externen Kosten mit jährlich 60 Milliarden Euro bezifferte.

Aber damit nicht genug.

Denn da ist bisher bis auf die privaten Parkplätze noch keine Infrastruktur enthalten, die erstellt und instandgehalten werden muss. Auch die dabei entstehenden externen Kosten sind noch nicht enthalten. Und auch nicht die klassischen direkten Subventionen sowie andere Formen der Subvention. Auch nicht enthalten sind die externen Kosten bei der Beschaffung der benötigten Rohstoffe, ob Metall, Öl, Lithium, Kohle, was auch immer.

Wenn man das mal grob alles zusammen mit 300 Milliarden Euro ansetzt, ist das sicher längst nicht alles. Aber doch ein Wert, der geeignet ist, einen Eindruck von den Dimensionen der Subventionierung zu verschaffen. 300 Milliarden Euro. Jährlich. Nur in Deutschland.

Demgegenüber stehen jetzt Internalisierungen. Durch Steuern. Maßgeblich KFZ-Steuer und Energiesteuer. Das macht knappe 50 Milliarden Euro. Es fehlt also noch die Kleinigkeit von 250 Milliarden. Und tatsächlich ist es ja eher mehr.

Aber damit nicht genug.

Auch öffentliche Verkehrsmittel werden stark subventioniert. Auch durch Externalisierungen. Da wird dann gerne behauptet, das sei ja auch sinnvoll. Ist es aber nicht. Denn diese Subventionen wären gar nicht nötig. Die Kosten könnten problemlos direkt über den Preis der Fahrkarten eingeholt werden. Auch die externen Kosten könnten derart spielend einfach wieder reingeholt, internalisiert werden. Das wird aber nicht gemacht. Und kann auch nicht gemacht werden. Denn angesichts der Markverzerrungen durch die massive Subventionierung des Kraftverkehres würden Öffis dann gar nicht mehr genutzt. Die Subventionierung der Öffis ist lediglich ein teilausgleich der Marktverzerrungen, die durch die Subventionen für den Kraftverkehr ausgelöst werden und sind damit tatsächlich Bestandteil der Subventionierung des Kraftverkehres. Das kommt noch mal auf die 250 Milliarden oben drauf. Das ist eine Subventionsspirale.

Aber damit nicht genug. Die Subventionsspirale dreht sich weiter.

Jetzt kommen ja noch die Elektroautos. Die erhalten zunächst einmal die gleichen Subventionen wie der bisherige Kraftverkehr. Und sind damit aber nicht konkurrenzfähig zu Verbrennern. Das ist, nebenbei bemerkt, ein Indikator dafür, dass sie auch gar nicht umweltfreundlicher, effizienter, sind. Denn wären sie es, wären sie günstiger, umso mehr, als dass sie einfacher hergestellt werden können. Aber das nur am Rande. Um sie nun künstlich konkurrenzfähig zu machen, werden sie zusätzlich subventioniert. Da gibt es dann 9.000 € beim Kauf, KFZ-Steuer fällt weg, Energiesteuer fällt maßgeblich weg, da entweder sowieso umsonst getankt werden kann oder aber eine Tankfüllung erheblich billiger ist, also die Bemessungsgrundlage viel niedriger als bei einem Verbrenner. Und es gibt noch jede Menge weiterer Vergünstigungen.

Und was wird letztendlich mit all den Subventionen erreicht?

Dass die Autos immer fetter werden. Es wird damit letztendlich nur dafür gesorgt, dass völlig übermotorisierte Fahrzeuge in viel zu großen Umfang betrieben werden, viel zu große und schwere Autos mit viel zu viel SchnickSchnack, PiPaPo und Hastenichgesehen. Statussymbole bis hin zum Fetisch. Und ein Teil dieser Subventionen wandern von denen, die kein Auto betreiben, zu denen, die Auto fahren. Also von umweltfreundlich zu umweltzerstörend. Auch profitiert dabei der am meisten, der am meisten konsumiert. Und am allermeisten profitiert derjenige, der diesen Dreck auf dem Markt anbietet. Die Autoindustrie und das dahinter stehende Großkapital. Diese Subventionen sind also Bestandteil eines Umverteilungsmechanismus von unten nach oben und damit unsozial. Sie fördern umweltschädliches Verhalten und bestrafen umweltfreundliches Verhalten und sind somit nicht ökologisch. Und Subventionen sind volkswirtschaftlich schädlich. Sie sind also auch ökonomisch kontraproduktiv.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.06.2021 21:53).

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