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  • the observer

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2001

Invasiv und ungehemmt

Opa Hannes schrieb am 6. April 2009 19:46

> Das Problem mit vielen invasiven Arten ist, das diese in ihrem neuen
> Gebiet meist keine natürlichen Feinde haben. Sie vermehren sich
> dadurch ungehemmt und vertreiben viele angestammte Arten, sei es
> durch Verdrängung oder durch neuartige Krankheiten und Parasiten. 

Du emotionalisierst manchmal, wo ein sachlicher Ton angebracht wäre.
"Invasiv" und "ungehemmt" sind unangebrachte negative Bezeichnungen
für einen Vorgang, der sich nun mal abspielt, seit es Leben auf der
Erde gibt; selbst wenn der Mensch in letzter Zeit massiv eingriff.
Wenn Du Wertungen vergeben willst, dann solltest Du es für Menschen
tun, die einen Sinn für moralische Beurteilung haben.

> Diese neuen Arten sind durch den Menschen absichtlich oder als
> Kulturfolger verbreitet worden. Sie hätten sich auf natürlichem Wege
> gar nicht oder nicht in so kurzen Zeiträumen in neuen Gebieten
> festsetzen können. 

Schreib besser, ohne Zutun des Menschen. Ich finde es immer
problematisch, wenn der Begriff des Nicht-Natürlichen gebraucht wird.
Nichts auf dieser Erde ist unnatürlich.

Außerdem räumst Du ja selbst ein, daß der Mensch oftmals nur ein
Kaltalysator ist für Vorgänge, die sich ohnehin permanent abspielen,
nur auf größeren Zeitskalen ("...nicht in so kurzen Zeiträumen...").

> Das hier regulierend eingegriffen werden sollte,
> finde ich o.k. Erst recht, wenn es dem Schutz heimischer Arten dient,
> die besonders wertvoll für das lokale Ökosystem sind.

Die Gefahr besteht aber immer, daß die Regulierung aus einer falsch
verstandenen Verantwortung für die Flora und Fauna geschieht, weil
der Mensch meint, sich einmischen zu müssen. 

Ich erinnere nur an das leidige Thema Jagd bzw. Abschuß von
bestimmten Tierarten wie Schwarzwild zu bestimmten Zeiten mit der
Rechtfertigung, eingreifen zu müssen, damit sich die Schwarzkittel
nicht übermäßig vermehren. Die Natur wird allein mit dieser Situation
fertig und braucht den Menschen nicht. Was die Menschen, wenn sie
sich diesbezüglich rechtfertigen, meist verschweigen ist die
Tatsache, daß sie nicht der erhöhte Tierbestand stört, sondern daß
die Tiere dem Menschen in die Quere kommen, was er keinesfalls
duldet. Der Schutz der Tiere ist oftmals nur ein vorgeschobener
Grund.

> Hier die Keule "alles natürliche Auslese" einzubringen, um eine
> Regulierung zu verhindern, ist meines Erachtens genauso sinnfrei, wie
> Vorwürfe - im Sinne von "Fremdenfeindlichkeit" - bezüglich der
> Bekämpfung von invasiven Arten, zu äussern. 

Es ist kein Keule, sondern wird oftmals in dieser Richtung
diskutiert. Oftmals ist der Mensch gar nicht in der Lage zu
regulieren - wie sollte das im Fall der Marienkäfer gehen?

> Die heimische Tierwelt
> benötigt unseren Schutz, da sie einigen Arten nicht gewachsen ist. 

Du willst also das Leben der einen Spezies (die nun mal hier ist -
das ist der Fakt, und dafür ist oftmals nicht das Tier
verantwortlich, sondern der Mensch) gegen das der hier lebenden Arten
eintauschen? Sieht Tierschutz für Dich so aus, daß wir das tun, was
Du dem Menschen an anderer Stelle Deines Beitrages vorwirfst -
nämlich die Tierarten ausrotten, die wir selbst mitgebracht haben?

> Gerade bei den Heise-Forenteilnehmern, hätte ich nicht erwartet, so
> wenig Zuspruch für den Schutz heimischer Arten zu finden, wo doch
> sonst das "Recht" des Stärkeren immer kritisch beäugt wird (z.B. in
> Wirtschaft und Politik).

> Unsere Ökosysteme sind teilweise schon derart belastet, das es schade
> wäre, um jede Art, die verloren gehen würde. Es sind schon zu viele
> Arten durch den Menschen ausgerottet worden. 

Du diskutierst mehrere Dinge zusammen in einem Thema, die getrennt
diskutiert werden müssen, weil sie nichts miteinander zu tun haben
bzw. unterschiedliche Ansätze erfordern. Von einer Belastung des
Ökosystems kann man in diesem Zusammenhang nicht sprechen. Mehr noch
- wenn Du die belasteten Ökosysteme (zu recht) kritisterst, solltest
Du Deine Kritik an die richtigen Stellen richten.

> Der Mensch hat eine Verantwortung für sein Tun. Tiere haben es nicht.
> Das unterscheidet uns.

Er muß aber auch einsehen, daß er schon oft in dem Bestreben, das
Richtige zu tun, genau das Falsche getan hat. Er muß sich immer
wieder eingestehen, daß er oftmals nicht in der Lage ist, eigene
Fehler auszubügeln. Bestimmte Dinge lassen sich nicht rückgängig oder
ungeschehen machen.

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