Der Autor versucht den offenen Widerspruch aufzudecken beim Umgang der EU und den USA mit mutmaßlich autoritären Staaten. Während die russische Regierung stets im Fokus der Kritik steht mit teils vorgespielten Bedenken bei der Einhaltung von Menschen- und Bürgerrechten oder der Versammlungs- und Pressefreiheit entwickeln sich rechtsautoritäre Staaten in Osteuropa, die keine Kritik oder gar Sanktionen erfahren werden, wobei sie gleichzeitig Mitglieder im supranationalen Staatenverbund der EU sind und sich mindestens ebenso schlimm aufführen. Aus diesem Grund werden sie ironisch als "Nachwuchs-Putinisten" bezeichnet.
Einer solchen Handhabung fehlt es nämlich an Glaubwürdigkeit, wenn Borell für die gesamte EU von irgendwelchen normativen Grundsatz-"Werten" sprechen möchte,
während der eigene Hinterhof in der EU beschmutzt ist und es verdeutlicht, dass die größeren Interessen hinter der Kritik an der russischen Regierung offensichtlich anders gelagert sein müssen als die öffentlich proklamierten (Die Gewalt bei der Niederschlagung nicht autorisierter Proteste in allen EU-Staaten wäre ein ebensolcher Widerspruch am Rande).