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  • Zetscho

mehr als 1000 Beiträge seit 03.02.2004

Generationsfrage

/ajk schrieb am 21. Juli 2004 13:20

> Ich finde auch das Europa sich zurückhalten sollte. Und die EU sollte
> Osteuropa nicht vergessen, von dort kommen auch neue Impulse und auch
> neue Probleme.

Stimmt, sehe ich auch so. Bei allen Problemen werden mit Sicherheit
auch von dort besondere Impulse kommen. Leider habe ich nicht viel
Ahnung von den Ländern (politisch/kulturell - dank Kaltem Krieg),
wird Zeit sich mal damit zu beschäftigen...

> Ich denke aber das die VSA einen sehr starken Einfluß auf die
> Europäischen Regierungen hat (Spanien, GB, Deutschland?) und es darum
> sehr schwer wird sich von dort zurück zu ziehen.

Noch, ja. Aber ich glaube, das ist nur noch eine Frage der Zeit.
Zumindest in Spanien ist die Bevölkerung nicht sehr stark von den USA
beeinflußt. In Deutschland wird es auch weniger, von GB weiß ich
nichts (bin im Herbst in London, werde mich da mal "umhören").
Hauptproblem ist m.E. die derzeitige  herrschende Generation (68er),
die noch unter einem absolut positiven USA-Bild aufgewachsen sind:
die Hippie-Kultur und deren durchaus amerikanischen Werte wie
Freiheit, Menschlichkeit, Offenheit, die den Nachkriegsmief aus
Europa weggeblasen haben (ein Grund, warum z.B. Spanien nicht so sehr
unter amerikanischem Einfluß steht, den dort herrschte zu
Hippie-Zeiten noch Faschismus). Meine Generation dagegen ist in den
80ern und 90ern groß geworden. Für uns stellt sich Amerika eher unter
Reagan, Clinton und den Bushes, Fast Food, Action-Filme, billige
Fernsehshows etc. dar. Außerdem haben viele von uns das Ende des
Kalten Krieges sehr prägend erlebt. Es folgten 10 dekadente,
durchgefeierte und apolitische Jahre, in denen wie als Deutsche,
Franzosen, Spanier,... oder eben einfach Europäer zu uns selbst
finden wollten (ohne diese ideologische Spannung des Kalten Krieges).
Dieser Prozeß ist noch nicht abgeschlossen, er ist inzwischen sehr
viel ernster geworden (Parties & Clubbing ist nicht mehr im
Vordergrund) und wird durch die fortschreitende Entfremdung von den
USA (kulturell, ideologisch, politisch - aber nicht vergessen ich
spreche von meiner Generation) sicherlich beschleunigt.

> Die VSA werden wohl einen Bürgerkrieg haben glaub ich. Allein schon
> deswegen weil es so ein Starkes ungleichgewicht gibt bei
> Armut/Reichtum, aber auch weil sie so verlogen geworden sind. Und die
> Kultur sich selbst pervertiert. (Freiheit...)

Könnte was dran sein, allerdings dauert das noch eine Weile. Die USA
haben keine Tradition des Klassenkampfes (arm gegen reich), da heißt
es eher: Jeder gegen jeden, Du bist Deines Glückes Schmied (darauf
baut sich der amerikanische Freiheitsbegriff schließlich auf). D.h.
die Armen und Ausgebeuteten, die verarmende Mittelschicht wird sich
erstmal um "die eigenen Ärsche" kümmern, als eine politische Bewegung
zu organisieren. Folge: die hohe (Gewalt-)kriminalität, Drogensucht
in Armenvierteln. Aber Du hast recht, es brodelt schon: Man denke an
den Anschlag in Oklahoma und das Interview mit einem der Beteiligten
in "Bowling for Colombine". Da war eine unsägliche Wut auf das
"federal government" zu spüren...

Gruß, Z.

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