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  • Ice Tea

217 Beiträge seit 10.07.2020

Re: Das Problem existiert nicht erst seit 2015!

Nein, da ist gar nichts "ergebnislos versickert".
Was Sie hier aufzählen waren und sind die schön betitelten Methoden mit denen seit dem alten kolonialen Imperialismus aus Afrika rausgeholt wurde was nur ging.

"Entwicklungshilfe" nannten sich die politischen Förderprogramme um den kapitalistischen Standorten Deutschland, EU, USA effektiv und günstig die begehrten Rohstoffe zu besorgen. Dafür nötig und nicht selten waren es auch Waffenlieferungen, Wahlunterstützung und "Militärhilfe" für "unsere" politischen Favoriten, ganz besonders in den Zeiten der Sowjetunion, wo es um eindeutige geo-strategische Einflüsse und gegen alle irgendwie latent "sozialistischen" Russenfreunde ging.

- In anderen Forums-Beiträgen werden hier moralischerweise die USA mit ihrer "Kanonenboot-Politik" als besondere Übeltäter hervorgehoben; etwas ungerecht, weil Deutschland eine ganze Weile ja auch keine Kanonenboote zu bieten hatte, dafür aber die US-Politik genutzt und alle anderen politischen und weltmarkttauglichen Mittel der Einmischung eingesetzt hat um sich neben den anderen an Afrika zu bereichern. Nur das dies eben demonstrativ völkerfreundlich und friedlich zur "Entwicklungshilfe" getauft wurde, eine Fortsetzung des Reichsimperialismus wäre ohnehin nicht drin gewesen.

Seit dem Abgang der SU wurden diese Fördergelder runtergefahren, weil keiner der Nutznießer im Westen die profitablen Kosten für "Aufbau", Infrastuktur und Gewaltausstattung afrikanischer Politfiguren mehr so tragen wollte, wenn der Nutzen vielleicht anderen kapitalistischen Konkurrenten zugute kommen könnte. In einigen dieser Länder reichte es dann so in den Neunzigern nichtmal mehr für die dauerhafte Finanzierung einer Staatsgewalt und private amerikanische und euro Firmen haben zum Schutz ihres Privateigentums ihre eigenen Söldnertrupps aufgestellt.

So gab es nach der Ära der "hoffnungslos überschuldeten 3. Welt" ziemlich nahtlos die "Eine Welt", weitgehend sozialismusbefreit, mit reihenweise "Failed States" und die berüchtigte "Hilfe zur Selbsthilfe", also nur noch sehr zweckgebundenes Geld für Projekte und Waren, die sich weltmarktfähig exportieren lassen. Wohin wohl?
Und wenn sowas nebenher auch noch Image-fördernd für die hiesigen Minister als "unternehmerisches Frauenprojekt", den Bau einer Schule oder anderen sozialen Deko-Kram gut war, umso besser; da kann man dann auf zahlreiche Kleinprojekte verweisen und das post-koloniale gewinnträchtige Aussaugen und Ruinieren solcher Länder immer schön ideologisch als selbstlosen Dienst an den "Unterentwickelten" feiern (lassen).

Aus Ihrer Sicht liegt's dann natürlich nicht an deutschen Baumärkten u.a. Firmen und Regierungen, die mit Teak-und anderen Hölzern Riesengeschäfte machen und abholzen, was sich zu Geld machen lässt, oder eben mit edlem Jagd-Tourismus und super einträglichem Trophäen-Handel, also nicht am ehrenwerten Geschäftssinn deutscher u.a. Geschäftsleute, sondern irgendwie an ganz unbestimmten "Menschen", die sich "wider besseres Wissen" ihre eigenen Lebensräume abholzen und sonstwie zerstören. Als ob "besseres Wissen" hier schon mal irgendeine nennenswerte Kursänderung (zum Guten) begründet hätte.
Vor einiger Zeit hörte man von neuen "hoffnungbringenden" (arte) Investoren in Afrika. Aus China, Indien,... Ein indischer Geschäftsmann z.B. kaufte dort wo es Wasser gab große Ländereien für sein Blumen-Exportgeschäft in alle Welt. Ein paar mitgebrachte Ingenieure und Techniker haben die Anlagen aufgebaut, ein paar wurden wohl auch weiter beschäftigt, zur Wartung der Bewässerung, usw. Dann hört man: Pech für die Afrikaner, die dort irgendwie vor sich hinlebten, nun aber vom privatisierten Wasser für die Rosenzucht ausgeschlossen wurden und sich irgendwo anders nach Überlebensbedingungen umschauen mussten. Was nützen da ein paar dörfliche Brunnen-Projekte zum Vorzeigen, wenn schon das Vorhandensein von Wasser zu weitergehenden Geschäftskalkulationen führt, bei denen die angestammte Bevölkerung mit ihren paar Ziegen stört?
Es ist eher so, dass diesen Leuten die wenigen Existenzgrundlagen, die ihnen zur "Selbstversorgung" geblieben sind, zerstört werden. Siehe auch deutscher Altkleider- und Fleisch-Export, der die einheimischen Kleidungsproduzenten und Viehzüchter ruiniert, Abfischen der afrikanischen Küsten durch industrielle Fang-Schiffe. Rohstoffe und Nahrungsmittel werden seit jeher vom Weltmarkt zu Geld gemacht. Ein Anteil davon bekommen ein paar afrikanische Eliten dafür dass sie das reibungslos organisieren.
"Den Afrikanern" wurde nie zu einer besseren "Entwicklung verholfen", schon gar nicht zur "Selbsthilfe" und die paar Ansätze (Enteignung feudaler Großgrundbesitzer, Förderung des Kleinbauerntums, Schulbildung,...), die es in der Richtung historisch mal gab, wurden von den westlichen Aufsehern als "sozialistische Experimente" verurteilt und bestraft, sobald es die Richtlinien des freien Weltmarkts störte. Dann schon lieber eine riesige Spenden- und Wohltätigkeits-Industrie oben drauf setzen, die dem edlen deutschen Spender sogar das Recht beschert, dem ungezügelten Afrikaner Verhütungstips zu erteilen.

PS: Und wenn sie dann immer noch nicht einsehen wollen, dass sie im deutsch dominierten Europa unerwünscht sind, dann muss ein neu definiertes "wohlbewährtes Seefahrerrecht" herhalten, nach dem Flüchtlingsboote in einigen Fällen offenbar erst in Seenot gerammt werden können und die in Seenot befindlichen, hier im Forum oft allesamt zu "jungen terrorverdächtigen Männern" definiert, dann nicht mehr gerettet werden "dürfen", schon gar nicht von privaten Rettungsorganisationen, deren Schiffe wohl auch "seerechts"-kompatibel festgesetzt werden.

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