"Würde Europa die chinesische Wertevorstellung vom Primat des Friedens und der Harmonie akzeptieren? Denn anders als die europäische Siegerlogik kennt die chinesische Geschichtserfahrung Kompromisse und Praktiken, die nicht selten in Europa als ein "Frieden des Friedhofs" und "Scheinfrieden" bezeichnet werden.
Wird dem chinesische Credo – "Wenn Sie geduldig bleiben, werden Sie Ruhe und Frieden finden; wenn Sie einen Schritt zurücktreten, werden Sie mehr Raum gewinnen" – in Europa Sym- pathie entgegenschlagen oder Verachtung?"
Die chinesische Wertevorstellungen lässt sich eindrucksvoll studieren: in Peking, im Tibet, in Hongkong und im.Umgang mit den Uiguren, im Covid-Lockdown. Wo waren oder sind da Kompromisse zu sehen? Dieses chinesische Credo erscheint mir nicht sehr stringent.
Da die Ukraine selbst gar nicht erwähnt wird, scheint sie für den Autor offensichtlich genauso inexistent zu sein wie für Moskau. Das soll dann eine Grundlage für Harmonie sein? Einen Schritt zurücktreten meint also die Souveränität und Identität aufgeben? Nichts anderes bedeutet ja die russische Forderung nach Entmilitarisierung und Entnazifizierung. Ich glaube nicht, dass China selbst diese Aspekte jemals würde aufgeben wollen, auch nicht um Frieden und Harmonie willen. Der Blick ist also imperial, keine gute Voraussetzung für eine Vermittlung.
Die Zukunft muss mit Russland gedacht werden? Moskau wurde gehätschelt und getätschelt, Europa hat sich nicht notwendigerweise extrem abhängig von Russland gemacht. Angesichts dieser Fakten ist es schlicht falsch, zu behaupten, Russland wäre nicht eingebunden gewesen. Dabei hat sich Moskau regelmäßig wie ein mordender Mafiastaat in den europäischen Staaten aufgeführt. Diese Politik der Empörung einerseits, andererseits das sich Abhängigmachen und das Antichambrieren des russischen Oligarchengeldes war sicherlich nicht stringent.