Zur Abwechslung war dies mal wieder ein Beitrag, den ich zu Ende gelesen habe, bevor ich ins Forum gewechselt habe.
Abgesehen davon, dass ich mir die Frage stelle, wie weit Europa hier eigentlich Herr der Lage ist, sprich: Inwieweit Europa hier weniger europäischen, vielmehr transatlantischen Interessen folgt, scheint mir der Autor die Sache korrekt zurechtzurücken und als Europäer darf ich vielleicht unhöflicher zu uns selbst sein: Europa nimmt einmal mehr die ganze Welt in Geiselhaft für irgendeinen ebenso unheiligen wie irrsinnigen inner- resp. randeuropäischen Wettstreit. Als Deutscher in einem deutschen Forum komme ich auch nicht umhin zu erwähnen, dass Deutschland schon wieder an vorderster Front dabei ist bei der Kriegshetze - wir haben als deutsches Volk wohl nach zwei Weltkriegen noch nicht genug, sondern wollen auch noch als Auslöser von WKIII in die Geschichte eingehen, immer in der Hoffnung, dass wir diesmal ein positiveres Bild abgeben.
Gut angedeutet auch der Kern unserer europäischen Gesellschaft: Irgendjemand muss bei uns der Obermacker sein, sowas wie ein gemeinsames Miteinander ist den führenden europäischen Staaten schon immer suspekt gewesen. Es findet also stetig ein Wettstreit statt, der im Wesentlichen dazu führt, dass sich die einzelnen Staaten profilieren müssen, d.h. nicht die Lösungen stehen im Vordergrund, sondern das Auftrumpfen. Deshalb schaukeln sich die Regierungen auch in der aktuellen Situation gegenseitig hoch: Jeder will noch einen draufsetzen, noch mehr Stärke zeigen, noch krasser auftreten. Leider ist es kein Wettstreit der Vernunft, sondern eben ein Wettstreit der Diven.
Zu kurz gekommen ist meiner Meinung nach die Rolle der USA und die Erwähnung, dass Europa schon lange weit entfernt davon ist, souverän zu sein. Das macht die Sache gefährlicher, denn der Wettstreit dient jetzt nicht mehr dazu, als europäische Macht in Europa aufzutrumpfen, sondern sich als den besseren Vasall den USA anzudienen. Ersteres hat genug Zerstörungspotential, beinhaltet aber auch immer noch ein Quentchen von Sicherung eigener und europäischer Interessen, denn niemand wollte wirklich jeh Obermacker in einem verglasten Europa sein. Letzteres hingegen macht alles möglich, denn das Paradies liegt ja jetzt nicht mehr in Europa, sondern in Übersee, und was macht es da schon aus, wenn Europa allenfalls zur unbewohnbaren Wüste wird.