FIAE-Flix schrieb am 07.06.2022 12:41:
Mit dem Unterschied, dass die Ukraine nicht vorher Russland überfallen hat und somit zu einem guten Teil "in Demut erstarrt" wenn man so will, dankbar dafür dass man aufgrund des eigenen Verhaltens vorher nicht total am Boden gehalten wird.
Moment, das ist "unsere" Sichtweise. Nach russischer Lesart hat die ukrainische Führung - als Nazi-Clique offenbar nicht demokratisch legitimiert - die RF mit Nato-Anbandelung und potentieller Raketenstationierung so elementar bedroht, dass eine Sicherheitsoperation quasi Notwehr war. Aus Kreml-Sicht sollte das für demütige Schuldgefühle ausreichen, verstärkt durch die Dankbarkeit, befreit worden zu sein.
Da habe ich doch meine Zweifel. Ich sehe nicht wirklich, dass die Ukrainer sich von einem solchen Puppenregieme oder auch "nur" einer halbwegs "unabhängigen" Diktatur "befrieden" lassen würden. Und schon gar nicht, dass man dafür am Ende noch dankbar ist oder irgendwie Russland freundlich gewogen. Wenn das so wäre, würde schlicht kaum jemand heute kämpfen in der Ukraine, warum auch?
"Befrieden" kommt nach Entwaffnen/Demilitarisieren. Wer weiß schon, wie das belarussische Volk wirklich denkt und wie dort voll ausgerüstete (und vom Ausland unterstützte) Milizen gegen Lukaschenko kämpfen würden?
In Tschetschenien hat man sich auch nicht die Mühe gemacht, die Herzen der Menschen zu gewinnen (die Vergleichbarkeit endet spätestens bei der religiösen Komponente). Aber augenscheinlich ist Tschetschenien aus russischer Sicht hinreichend stabil und friedlich.