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  • hdwinkel

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Frieden schaffen mit noch mehr Waffen

Pearphidae schrieb am 23.09.2024 07:18:

Harald Neuber schrieb am 22. September 2024:

"Die politisch interessierte und die Friedensbewegung unterstützende Öffentlichkeit in Deutschland dürfte diese Entwicklung mit Sorge betrachten."

Welche Unterstützer sind hier gemeint? Etwa diese Pseudo-Friedenstäubchen alias Putin-Freunde, die sich als "Friedens-Aktivisten" tarnend in die Friedensbewegung mischen, seit sie auf ihren offen pro-russischen Demos überwältigenden Gegenwind erfuhren?

Echte (!) Friedens-Aktivisten unterstützen die Waffenlieferungen an die Ukraine:

"Ziel muss für uns doch immer der Frieden sein. Und da ist für mich nach wie vor klar: Waffen schaffen keinen Frieden. Für die Ukraine gilt aber: Keine Waffen oder ein einseitiger Waffenstillstand auch nicht – das wird von Teilen der Friedensbewegung leider ausgeblendet."

https://strengmann-kuhn.de/fuer-frieden-und-abruestung-in-der-welt-ein-persoenlicher-blick-auf-krieg-und-frieden-waffenlieferungen-ostermaersche-und-die-friedensbewegung/

In seiner Stellungnahme vom März 2024 vertritt Strengmann-Kuhn auch die Ansicht "Ein Waffenstillstand ist derzeit leider komplett illusorisch. Genauso illusorisch ist es allerdings, dass die Ukraine diesen Krieg militärisch gewinnen könnte.".

Im März sah es für dieses Unterfangen tatsächlich noch nicht wirklich gut aus. Das heutige "derzeit" lässt die russischen Terroristen allerdings schon ziemlich alt aussehen und eine "vorzeitige Ergreisung" Putins im nächsten Sommer ist durchaus in den Bereich des Möglichen gerückt.

Irgendwie scheint es in Deutschland eine gewisse Tradition zu geben, lieber auf Pazifisten und Friedensbewegte verbal einzuprügeln und ihnen Kollaboration mit dem Feind zu unterstellen, als sich selbst mit den Ursachen der Kriege zu beschäftigen und vor allem alles zu tun, dass diese schnellstens enden.
Denn genau darum geht es in diesen verbalen Diffamierungen: Der eigene Sieg wird zum Maßstab für alles. Nicht Menschenleben zählen, nicht die Risiken atomarer Vernichtung. Nur der eigene Sieg.

OK, ein BT-Abgeordneter der Grünen setzt sich für Waffenlieferungen ein. Ist jetzt nicht wirklich etwas Überraschendes. Gerade diese Partei steht doch inzwischen sinnbildlich für die Abkehr von Friedensbemühungen. Kriege als Lösungen. Klasse Idee.
Zehntausenden Menschen fehlen bereits jetzt Gliedmaßen durch den Krieg, noch viel mehr sind tot. Millionen Menschen vertrieben.
Und jeden Tag kommen weitere Opfer dazu. Bis zum Sieg. Und selbst der ist Illusion.

Ja, alles das ist das Ergebnis eine brutalen Angriffskrieges durch Putin.
Nur welche Anstrengungen hat es gegeben, dieses Gemetzel zu verhindern? Wieviele Anstrengungen gibt es jetzt, das Morden wenigstens zu beenden?
Hat es auch nur einen einzigen Versuch gegeben, mit dem Kriegsgegner zumindest über einen Waffenstillstand zu verhandeln?
Nein.
Es werden einfach Waffen geschickt, ohne diese Waffenlieferungen wenigstens mit einer politischen Strategie zu verbinden.
Der Sieg winkt. Und was für einer. Es geht darum Russland zu schlagen. Den alten Lieblingsfeind. Es gibt zumindest signifikante Unterschiede in Ost- und Westdeutschland, was das Verhältnis zu diesem Krieg anbelangt.

Das 'Nie wieder Krieg' scheint ein Relikt aus grauer Vorzeit. Die Kriegsgreuel werden ja auch nicht mehr gezeigt. Kein Wunder, dass der Krieg als etwas normales durchgeht. So eine Art Sportveranstaltung mit eigener Fanbase.
Kriege sind zu einem medialen und Social-Event geworden. Es herrscht ein wohliges Gefühl von Gerechtigkeit. Der Feind muss eben besiegt werden.

Den Krieg erleiden müssen andere.

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