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  • aerks

mehr als 1000 Beiträge seit 09.01.2002

Re: Die Revolution frisst eben ihre Kinder...

tzefix schrieb am 04.08.2024 11:45:

Nur so am Rande: Dir mag vielleicht auffallen, dass die Welt sich ständig unaufhaltsam transformiert.

Das ist mir tatsächlich aufgefallen. :D Es gibt aber vermutlich - korrigiere mich gerne - einen Unterschied zwischen Transformation und willkürlichem Chaos. Erläutere ich weiter unten was ich damit meine.

Die Beharrung der Konservativen ist und bleibt ein Kampf gegen Windmühlen.
Sie bekämpfen auch nur so lange, bis sie es kulturell akzeptiert haben und den Standpunkt sich zu Eigen machen. Dann verteidigen sie den neuen "Status Q".

Exakt getroffen und würde ich auch so unterschreiben. Aber deshalb finde ich Konservatismus auch wichtig damit nicht jeder Scheiss und Hirnfurz einfach umgesetzt wird ohne Aussicht auf Erfolg. Konservatismus heisst bewahren. Es sein denn es kommt etwas Besseres, Neueres. Der Widerstand ist anfangs hoch, aber wenn was wirklich Nützliches hochkommt was wirklich besser ist, dann wird es von den Konservativen sofort assimiliert und das wird dann sofort der neue Konservatismus.

Finde ich persönlich super.

Oder wie ist das mit dem Frauenwahlrecht? Einst bekämpft, heute sogar von Erzkonservativen akzeptiert und verteidigt. So ist es mit vielen Dingen, die von "Linken" ins Leben gerufen wurden und heute von Konservativen verteidigt werden. Von sozialer Sicherung, über Arbeitsrecht bis zu Umweltregulierungen.

Alles Zustimmung von mir. Darauf wollte ich aber nicht hinaus. Die "Progressiven" von heute wollen "progressiv" sein um des progressivsein-Willens. D.h. die hängen - meiner Meinung nach - ihre persönliche Identität daran den Status Quo zu verändern. Und hier fängt das Problem an im Gegensatz zu den Altlinken die tatsächlich ein wirkliches Problem gesehen haben und das ändern wollten.

Konservative bekämpfen heute die Wissenschaft, weil sie Änderungen mit sich bringt. Aber letztendlich bleibt die Wissenschaft, die ja nur die Realität und die Wahrheit aufdeckt, siegreich. Wer effektiv dagegen etwas tun will, muss den Gottesstaat ausrufen. Dann kann der Fortschritt unterdrückt werden - aber man rutscht kulturell halt ebenfalls in die Steinzeit ab.

Wissenschaft wurde schon immer bekämpft, bis sie Status Quo (=konservativ) wurde. Danach geht ein neuer Zyklus los.

Ich glaube dass mein Punkt nicht richtig verstanden wurde. Konservatismus und Progressivität waren immer ein Gespann dass den Fortschritt ermöglicht hat. Progressivität erlaubt jeden Höhenflug, egal ob er absurd oder genial ist und Konservatismus prüft ihn knüppelhart auf Nützlichkeit. Das hat uns als Menschheit weitergebracht. Ich mag deshalb auch diese ganzen Rechts/Links Debatten nicht.

Die neuen "Progressiven" wollen oder haben den Konservatismus aber ausgeschaltet. Sie wollen nur die Höhenflüge ohne Prüfung auf Nützlichkeit in unsrem banalem irdischem Leben. Und dieser Ansatz wird scheitern. Die Balance gibt es nicht mehr. Wir werden dann dysfunktional kollabieren.

Konservatives Gegenstück der die Progressivität verarchtet wäre: Sehr lange im eigenem Muff zu versauern bis die alten Rezepte auch dysfunktional werden und dann dumm aus der Wäsche gucken.

Man braucht einfach beides.

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