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Avatar von Volker K

163 Beiträge seit 18.06.2001

Text geht schon von der falschen Prämisse aus.

Der Artikel vertauscht schon am Anfang Begriffe, die man sauber trennen muss.

In der Debatte um den Boxkampf zwischen der intersexuellen Algerierin Imane Khelif und der Italienerin Angela Carini hat sich nun eine der weltweit renommiertesten Evolutionsbiologinnen zu Wort gemeldet.

Intersexualität ist exakt definiert:

Intergeschlechtlichkeit oder Intersexualität, auch Zwischengeschlechtlichkeit, bezeichnet die biologische Besonderheit von Menschen, deren körperliche Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig als weiblich oder männlich einzuordnen sind.

(Wikipedia)

Der Autor schreibt weiter:

Khelif, die mit weiblich erscheinenden Genitalien geboren wurde[...]

Insofern erfüllt sie nicht die Definition der Intersexualität, denn wenn ihre Genitalien bei der Geburt "weiblich erschienen" sind sie eben nicht "nicht eindeutig als weiblich oder männlich" eingeordnet worden.

Alleine der Subtext der Formulierung "weiblich erschienen" ist schon unwissenschaftlich. Bei der Geburt werden stets nr die äußeren Geschlechtsorgane betrachtet, und "weiblich erschienen" impliziert ja, dass es eben am Ende doch keine Vagina war sondern ein Penis. Was offenbar nicht der Fall ist.

Tatsächlich ist sie eine XY-Frau, also eine Person, bei der durch homonelle Abweichungen, die beispielsweise auf einem dislozierten SRY-Gen zur Geschlechtsdefinition basieren kann, schon im Uterus zein vom 23. Chromosomenpaar abweichendes körperliches Geschlecht ausgebildet wurde.

Sie hat auch eine weibliche Pubertät durchlaufen. Die Prävalenz für die XY-Frau liegt bei 1:20000, das heißt, dass in Deutschland im Jahr 2019 bei 42.129.098 bei der Geburt visuell als weiblich deklarierten Menschen, 2.106 davon ein Y-Chromosom tragen. Und ich stelle mal die steile Behauptung auf: Keiner merkt es, wenn nicht zufällig mal eben das 23. Chromosomenpaar bestimmt wird.

Die ohne Gentest "erkennbaren" weiteren Symptome (je nach genauer Ursache) wie hohe Statur, auch für eine Frau wenig oder fehlende Körperbehaarung sowie verzögerte erste Menstruation gibt es auch ohne Diagnoseschlüssel, der es als Syndrom zusammenfast. Und ein erhöhter Testosteronspiegel kann viele Ursachen haben (Störungen der Nebennierenrinde, Morbus Cushing...)

Bei diesen Fällen hat meines Wissens noch niemand gejammert, dass da ein Mann im Frauensport mitmischt.

Man(n) kann sich jetzt auf den Standpunkt stellen, dass Frauen mit Y-Chromosom nicht am Frauensport teilnehmen dürfen sondern am Männersport teilnehmen müssen.

Dann müsste man aber auch konsequenterweise alle männlichen Sportler untersuchen, ob sie nicht zufällig ein XX-Mann sind (auch den gibt es). Und diese Männer dann für den Frauensport freigeben.

Das wird dann am Ende auch wieder keiner wollen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (06.08.2024 07:36).

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