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  • Stephan Geue

mehr als 1000 Beiträge seit 07.08.2011

Was tun?

Was wollen Sie machen? Mein Gebäude steht da, wie sehr viele andere, die zwischen 1975 bis 1990 gebaut wurden. Von den Jahren vor 1975 mal ganz zu schweigen.

Ich kann die Situation sicherlich nicht gut einschätzen. Unstrittig dürfte aber wohl sein, dass dann, wenn man die gegenwärtige Dynamik im Handwerk, im Handel mit China, in den Energiepreisen spekulativ (!) fortschreibt, ein solches Haus als Kapitalanlage mit sinkendem Marktwert anzusehen ist.

Dieser Aspekt muss jene nicht kümmern, die sie gar nicht verkaufen wollen.

Wer sie selbst (weiterhin) nutzen will, sieht sich mit einem Szenario konfrontiert, das begrenzt vergleichbar ist mit dem Acker eines Bauern, der bisher "von oben" kostenlos bewässert wurde und nun bloß noch dann Ertrag liefert, wenn der Landwirt sich um (kostspielige) Bewässerung kümmert und ggf. noch Sorge dafür trägt, dass ihm gelegentlich sintflutartige Niederschläge nicht das letzte bisschen Humus wegschwemmen. Der Landwirt muss z.T. deutlich höhere laufende Kosten stemmen, z.T. muss er investieren. Unter diesen Bedingungen kann er sich überlegen, ob er einen Teil des Acker verkauft, um den Rest finanziell stemmen zu können.

Übertragen auf das selbst genutzte Haus stellt sich die Frage, auf welche Weise hochsommerliche wie winterliche Energieverluste reduziert werden können. Dämmung, klar, im Sommer erst ab z.B. über 26 Grad klimatisieren, im Winter erst ab unter 18 Grad heizen, eben so Habeck'sche Vorschläge. Letzteres kann man ohne Investition realisieren; bei der Dämmung kostet es Geld, wobei die Frage ist, wie viel man da selbst machen kann. Ich baue gerade ein Haus; ich weiß, wovon ich rede. Und schließlich stellt sich die Frage, ob mehr als 30 qm temperaturregulierte Fläche pro Bewohner notwendig sind. - Das alles sind Einbußen an Bewegungsfreiheit, Lebensqualität, Komfort etc., aber ich sitze leider nicht an den Hebeln, die die Problematik auf andere Weise beheben könnten. Allerdings beobachte ich seit 1990, wie mit zunehmender medialer Reichweite vor einem Szenario unwirtlicher werdender Bedingungen und zunehmender Energiepreise gewarnt wird und sich die ganze Zeit seither gefühlt kein Schwein darum scherte. Es zeigt sich, dass offenbar doch eine ganze Reihe von Warnungen berechtigt waren und dass es nun so ist wie bei einem Herzinfarktpatienten: Wenn der erst auf der Intensivstation auf den Gedanken kommt, dass mehr Bewegung und gesündere Ernährung vielleicht doch besser gewesen wären, dann würde ich Wein und Braten reichen und sagen: Jetzt kannst du es dir nun auch ruhig noch mal richtig schmecken lassen.

Sich darüber zu echauffieren, dass unsere Vorfahren vor 50 Jahren Häuser gebaut haben, die viel Energie verbrauchen, bringt rein gar nichts. Diese Expertise brauche ich von Ihnen nicht, das weiß ich selber.

Ich hoffe, ich habe nicht dazu geraten. Denn das ist mir klar. Das Problem mit unseren Vorfahren kriegen wir eh nicht gelöst. Für schwieriger halte ich die eigenen Sünden - nicht, weil sie unbedingt schlimmer wären als die der vorigen Generation, sondern weil eigene Fehler einfach peinlicher sind. Und manchmal sind da auch noch Kinder und Enkel, die unangenehme Fragen stellen. Wir können nämlich nicht sagen, dass wir es nicht hätten wissen können.

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