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  • marasek

mehr als 1000 Beiträge seit 16.11.2001

Re: Ich würde wirklich gerne in den Kopf von Putin schauen ...

Adminströse schrieb am 22.10.2022 12:41:

Ich bin gespannt was wirklich unabhängige Historiker in die Geschichtsbücher schreiben werden. Das muss ja sowas wie "eine Politikergeneration im Westen, die vollumfänglich vom Dunning-Kruger-Effekt befallen war und dabei hatten sie nur Covid im Kopf und wie man Putin letztendlich zu Fall bringt".

In den Geschichtsbüchern wird über den Westen in etwa das stehen, was heute über das Imperium Romanum drin steht:

Eine zunehmende Spaltung in Arm und Reich. Die führt dazu, dass die Reichen immer mehr Ressourcen für Konsum und Luxus (und Spekulation, das gab es so in Rom m. W. noch nicht) verballern. Gleichzeitig haben die Reichen weniger Interesse an Innovation, sie wollen vor allem ihren Besitzstand wahren. Die Armen sind zunehmend schlechter ausgebildet und gehen als Ressource verloren.

Finanzierung des Staatshaushaltes durch Inflation. In Rom hat man den Goldanteil der Sesterzen verringert, wir machen QE.

Die Ausbildung eines Deep State. In Rom hat irgendwann die Prätorianergarde für die Kontinuität der ihr genehmen Politik gesorgt, ist ein Kaiser ausgeschert, wurde er halt abgemurkst und durch einen neuen Kaiser ersetzt.

Abhängigkeit von einem expansiven Modell. Roms Geschäftsmodell war, neue Provinzen zu erobern und die Bevölkerung für die eigene Wirtschaft zu versklaven, das war deren Äquivalent zu fossilen Brennstoffen. Das skalierte natürlich schlecht, weil irgendwann wächst die Aussengrenze mehr als die Armeen, die man hat, um neue Provinzen zu erobern. Es kommt zur Überdehnung.
Der Westen hat ein Modell, in dem er immer neue Rohstoffe und Absatzmärkte benötigt.

Aufstieg neuer Imperien. Ständige Angriffe und Bedrohungen von außen haben den Staat mehr und mehr ausgelaugt, der auf der anderen Seite ja nicht mehr die Ressourcen hatte, sich erfolgreich zur Wehr zu setzen. Hier haben wir Indien, Russland und China, wobei vor allem China sich in Afrika in "unsere" "Provinzen" ausbreitet.

Verlass auf Foederati. Die Römer haben ihre Armee zunehmend durch Foederati, unter z. B. den "Barbaren" rekrutierte Hilfskräfte, erweitert. Die kamen dann natürlich irgendwann auf die Idee, dass sie den Laden auch gleich direkt übernehmen können. Das Äquivalent haben wir noch nicht, allerdings kann man sich fragen, in wie weit der große Anteil an "Menschen mit Migrationshintergrund" in der jungen Bevölkerung willens wäre, für Deutschland auf dem Feld der Ehre zu verbleiben.

Die Pandemie wird man eher so beurteilen, dass der Westen nicht Willens war, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen, obwohl das Wissen ja vorhanden war. Dies ist im Grunde symptomatisch für den Westen - man bringt nicht mehr hin, das zu tun, was man tun müsste, weil es zig Lobbys und Parteiinteressen gibt.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (22.10.2022 13:07).

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