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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Wozu auch

schwachstromtechnik schrieb am 12.04.2024 14:35:

Guckstu schrieb am 12.04.2024 13:56:

Lumpenpazifist schrieb am 12.04.2024 09:15:

Niemand hat die Absicht einen Wirtschaftskrieg gegen China zu führen.

Der läuft ja längst. Trump hat das eingeläutet.

Aber China ist auch zu schnell gewachsen und viel dieses Wachstums hat nur Blasen aufgebläht.
Der Wirtschaftskrieg war womöglich nur die Störung, die diese Blasen sichtbar gemacht hat, und jetzt drohen sie zu platzen - aber die Blasen geschaffen hat die chinesische Wirtschaftspolitik, nicht Trump.

Wahrscheinlich wäre die chinesische Wirtschaft noch ein paar Jahre weitergelaufen, bevor sie die heutigen Probleme hat.
Dafür aber viel größere, denn größere Blasen bedeuten auch einen schlimmeren Absturz.

Die Blasen betreffen in erster Linie die Immobilienwirtschaft. Die haben also mit der Außenwirtschaft wenig bis nichts zu tun.

Na ja, die Wirtschaftszweige hängen ja zusammen. Immobilien sind auch in China als Sicherheiten für Kredite verwendet worden, da kann eine Firma schnell in Liquiditätsengpässe kommen.

Aber ein Stück weit stimmt das schon.
Das wäre dann ein Argument dafür, dass die chinesischen Wirtschaftsprobleme nicht mal vom Handelskrieg ausgelöst wurden, sondern ein rein innerchinesisches Problem sind.

Ich denke aber nicht, dass es nur und in erster Linie die Immobilienwirtschaft betrifft.
Dafür sind zu viele andere Kennzahlen tief im Rot: Jugendarbeitslosigkeit, Konsum- und gleichzeitig Exportschwäche, viele Belt&Road-Projekte sind Totalverluste, und alles nach dem Schock des Covid-Lockdowns.
Der Immobiliensektor fragt ja auch jede Menge anderer Wirtschaftsleistungen nach: Transport, Beton, Infrastruktur; da sind nicht nur die Immobilienfirmen pleite, sondern auch viele Zulieferer. Was zwangsläufig ist, da in China am Bedarf vorbeigebaut wurde, die chinesische Volkswirtschaft hat also viel in unnötige Produkte investiert und jetzt werden die Wertberichtigungen fällig.
Wenn's blöd läuft, kommt noch Deflation ins Spiel. Tendenziell ist sie schon da, aber wenn die chinesischen Konsumenten anfangen, die Deflation als Möglichkeit zum Sparen zu nutzen, kommt die Wirtschaft endgültig zum Stillstand, weil Kaufzurückhaltung -> weniger Firmen benötigt -> Entlassung -> noch weniger Geld für Konsum -> noch weniger Firmen benötigt. Deflation ist kaum zu bekämpfen, weil die Einwohner am Ende dieser Spirale arbeitslos sind und gar kein Geld für eine Nachfrage mehr haben.

Jedenfalls: Ein Wirtschaftskrieg gegen China wäre selbst dann nicht nötig, wenn man ein Hegemonialist ist, der Chinas Wirtschaft kaputtmachen will, denn die Sprengsätze dafür haben die Chinesen selbst gelegt, und da kokeln ein Haufen Dinge, die wie Zündschnüre aussehen.

Was derzeit passiert, sieht nach einer kontrollierten Sprengung aus.

Sie versuchen das, aber es brennt einfach an zu vielen Ecken.
Selbst wenn sie das noch eingefangen kriegen: Chinas Zeit als internationaler Wirtschaftsriese ist erstmal vorbei, die brauchen mindestens ein Jahrzehnt, um das Ganze wieder auf die Beine zu stellen.

Die chinesische Wirtschaftspolitik unterscheidet sich grundsätzlich von der westlichen. Vielleicht kommen die ja mit solchen Problemen besser klar. Es wird auf jeden Fall spannend...

China hat ein größeres Korruptionsproblem, als im Westen üblich.
In China sind Politik und Wirtschaft viel enger verwoben.
Das sind ganz schlechte Voraussetzungen für eine Wirtschaftspolitik fürs große Ganze, da setzen sich eher Partikularinteressen durch.

Dagegen steht der Autokrat, der, wenn er die Wirtschaftskompetenz hat, die nötigen Aufräumarbeiten einfach anordnen kann.
Xi allerdings hat den Imperialismus einfach zwanzig Jahre zu früh angefangen, er hätte damit abwarten müssen, bis China ein, zwei Wirtschaftskrisen überstanden hat, um zu wissen, was für militärische Abenteuer die chinesische Wirtschaft überhaupt finanzieren kann. Das klingt nicht nach Weitblick, und schon gar nicht nach Wirtschaftskompetenz.

Oh, und die militärische Aufrüstung der letzten Jahre hat die chinesische Wirtschaft sicherlich belastet.
Vielleicht nicht viel. Ich kenne die Zahlen nicht. Aber es hat der Wirtschaft sicher auch nicht gut getan.

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