Klaus N schrieb am 29.08.2022 21:11:
Armanix schrieb am 29.08.2022 13:26:
So ganz verstehe ich das System immer noch nicht. Das Prinzip der Börse ist doch, dass man da kauft wo es am billigsten ist. Natürlich kann es zu Spekulationseffekten führen. Aber so?
Nein, so funktioniert Börse nicht. An der Börse gibt es nur einen Preis, der für alle Anbieter und Nachfrager gleich ist. Dieser Preis liegt dann so, dass die angebotene und die nachgefrage Menge gleich sind (sogenannte Markträumungsfunktion).
Habe keine Wirtschaft studiert und versuche das als Laie zu verstehen.
Gut, dass es einen Preis am Spotmarkt gibt, ist verständlich. Aber das ist ja auch nur ein Teil, denn es gibt aus langfristige Lieferverträge, die (außerhalb der Börse?) ausgehandelt werden.
Aber für die Preisbildung spielt doch Angebot und Nachfrage eine Rolle, wobei beim Strom in Deutschland zu den meisten Zeiten wegen des starken EE-Ausbaus ein Überangebot herrscht. Darum versorgen wir auch Nachbarländer mit, etwa die Niederlande.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153533/umfrage/stromimportsaldo-von-deutschland-seit-1990/
Wenn mehr Angebot als Nachfrage da ist (zB mittags wegen Solarüberschuss) sinkt der Preis. Anbieter, die zu diesem Preis nicht verkaufen wollen (weil es sich nicht lohnt) steigen aus, die angebotene Menge sinkt.
Denen bleibt aber oft keine Wahl. Grundlastkraftwerke arbeiten immer und für EE-Strom wäre es ja auch Verschwendung den einfach wegzuwerfen. Speicherung ist derzeit kein großes Thema.
Also, ehe sie den Strom wegwerfen würden sie doch lieber billiger verkaufen.
Dieses Jahr vielleicht ein Sonderfall wo in Frankreich viele AKWs ausgefallen sind und sie unsere Stütze brauchen.
Wenn aber mehr nachgefragt wird, als angeboten wird, müssen auch teurere Anbieter herangezogen werden, das heisst man braucht einen Marktpreis zu dem es sich auch für den teuren Anbieter rechnet.
Das sollte dann aber nur für die verhandelbare Restmenge gelten. Die ganzen langfristigen Verträge sind doch davon nicht betroffen und Strom ist ja ein Mix aus verschiedenen Zukäufen. Insofern sollten seltene EE-Flauten nicht so dramatisch im Preis durchschlagen.
Ich hatte hier noch eine Diskussion, die auf den Aspekt eingeht.
https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Explosion-des-Strompreises-Extraprofite-fuer-Energiekonzerne/Re-Was-ist-denn-das-fuer-eine-zentralistische-Preispolitik/posting-41520935/show/
Hmm, schwierig. Wie wird denn der gemeinsame Preis an der Börse festgesetzt bzw. gebildet?
Irgendwie muss es doch mit Verknappung zu tun haben. Sonst könnte doch ein Stromanbieter einfach den zu hohen Börsenpreis unterbieten und den Strom frei verkaufen. Und somit dann den rauswerfen, der den höchsten Preis verlangen will.
Vielleicht ist die freie ausgewogene Preisbildung dadurch gestört, dass es zu wenige Anbieter gibt und es sehr lange braucht, um Konkurrenzangebote einzurichten.
Bei einem hohen Börsenpreis könnten doch Solarstrom-produzenten beliebig ihre Produktion hochfahren und alle anderen Kraftwerke aus dem Markt werfen.
Das machen doch Bürger schon jetzt privat für sich. Da die Eigenproduktion mit Solarzelle auf dem Dach billiger ist, kauft man eben vom kommerziellen Stromdealer kaum noch etwas ein. Und der bleibt auf seinem Strom sitzen und muss es ins Ausland verscherbeln oder komplett wegwerfen.
Das Wegwerfen konnte man schon lange an Windkraftanlagen beobachten. Wenn der Wind gut weht stehen trotzdem hunderte Anlagen still, einfach weil ein Stromüberangebot herrscht und die Anlagen zentral abgeregelt werden. Viele WKA können von den Energieriesen zentral gesteuert werden. Regelenergie ist ja auch kostbar.
Ich denke auf Dauer wird sich ein Prinzip des teuersten Anbieters nicht durchsetzen können. Warum sollte ich teuren AKW-Strom oder teuren preisäquivalenten Energieriesen-WKA-Strom kaufen, wenn ich mir den Strom doch billiger selbst produzieren kann?
Hey Leute, stellt euch Solarzellen aufs Dach damit die Preiswucherer auf ihrem Teuerstrom sitzen bleiben!