Schön, mal wieder einen Artikel von Ihnen zu lesen, Herr Rötzer, ausgewogen und differenziert.
Dennoch, denke ich, wird es höchste Zeit das Virus allmählich ernsthaft zu bekämfen.
Alle klagen über den Lockdown und es ist ja nicht zu bestreiten, dass der auch erhebliche negative Auswirkungen hat. Aber seine Wirkung ist weit schwächer als es sein könnte, da es zahlreiche Leute gibt, die sich nicht an die Regeln halten. Ich sehe z.B. derzeit Handwerker im Haus, von welchen sich keiner an Maskenpflicht oder ähnliches hält. ...
Durch viel zu spätes Handeln im Herbst und immer noch inkonsequente Maßnahmen wie auch in den meisten anderen europäischen Ländern ist das Virus in ganz Europa und vielen Ländern der Welt munter unterwegs. Mit den halbherzigen Maßnahmen hat man erreicht, dass es nun zahlreiche Varianten gibt, die bereits deutlich ansteckender sind. Wenn es so weitergeht, wird es irgendwann auch Varianten geben, die nicht nur ansteckender sondern auch tödlicher sind, denn das Virus hat in dieser Hinsicht für seine Evolution noch deutlich Luft nach oben. Erst wenn soviele Menschen sterben, dass es sich nicht mehr ausbreiten kann, hätte es einen massiven Nachteil. Bis ein solcher Fall eintritt sollten wir nicht zuwarten.
Etliche Länder haben gezeigt, das mit rigorosen aber zeitlich begrenzten Isolationsmaßnahmen das Virus weitgehend ausgemerzt werden kann. Dies minimiert die Zahl der Kranken, die Zahl der Toten und gleichzeitig auch die wirtschaftlichen Schäden. China ist ein Beispiel dafür.
Wenn nach knapp einem Jahr in China nun wieder lokal eng begrenzte Abriegelungen vorgenommen werden müssen, so ist dies kein Beweis für eine falsche Strategie. Man schaue sich mal an, bei welch niedrigen Fallzahlen dies derzeit dort schon geschieht.
Was die Zahl der Toten pro 1 Million Einwohner angeht, dürfte China ca einen Faktor 50 besser dastehen als wir. Wirtschaftlich ist es ebenfalls weit besser durch die Pandemie gekommen als Deutschland.
Es wird höchste Zeit, die Infektionszahlen hierzulande auf nahezu Null zu bringen, bevor sich Varianten entwickeln, die tödlicher sind als die jetzigen. Dazu bedarf es
- Komplettes Herunterfahren aller Außerhaus-Aktivitäten, auch Inlandsreisen für 6 - 8 Wochen.
- Quarantäne- Einrichtungen, wo Infizierte außerhalb ihrer Familien isoliert werden.
- Schnelltests und Quarantäne für alle Einreisenden.
- Selbstverständlich auch besonderer Schutz der Alten in den Pflegeheimen, der allein reicht aber nicht aus. Einmal weil sich dann draußen unter der weniger geschützten Masse der Bevölkerung die gefährlicheren Varianten entwickeln. Zum anderen, weil es keinen 100% Schutz gibt. Geht man (KN95) von einem Schutz von 95% aus, dann ergibt sich für einen 80-Jährigen immer noch ein höheres Sterberisiko als für einen 30-jährigen, der keine Maske trägt.
Natürlich ist das eine massive Einschränkung der Grundrechte, aber sie ist vorübergehend. Ist die Bevölkerung bis auf wenige einzelne Ausnahmen Corona-frei, dann können die Maßnahmen entfallen und es braucht nur noch die Kontrollen bei Einreisen.
Es wurde hier ja bereits über mögliche rechtliche Klagen wegen der Corona-Einschränkungen geschrieben. Wenn es aber so wie jetzt weitergeht, werden wir bis Ende des Frühjahrs mehr als 100.000 Tote haben. Es wird dann auch darüber zu reden sein, wer diese vielen Toten zu verantworten hat, die wegen unterlassener Hilfeleistung gestorben sind.
Es ist erschreckend zu sehen, wie gleichgültig große Teile unserer Gesellschaft gegenüber dieser gewaltigen Zahl von Toten sind und wie man sich aber gleichzeitig hemmungslos moralisch in die Brust wirft, wegen der Menschenrechte, gegenüber einem Land wie China, das seine Bevölkerung weitaus besser vor der Pandemie schützt als wir.