lerse schrieb am 14.01.2024 15:42:
Bitschnipser schrieb am 14.01.2024 15:17:
100 Mrd klingt nach viel, ist aber nicht mal ein Prozent des europäischen BIP.
Will man mit den russischen Ausgaben mithalten (was selbst im Frieden wohl sinnvoll wäre), braucht es irgendwas bei 1-2%. Das ist weniger, als für die NATO ohnehin gefordert wird.
Ich weiß nicht, warum Breton von Kriegswirtschaft redet. 100 Mrd ist als Betrag für einen Einzelstaat viel, aber im Rahmen der EU ist das ein Kleckerbetrag.
Kriegswirtschaft ist, wenn man die Kriegsbedürfnisse in der Volkswirtschaft höher priorisiert als alles andere; das ist in Russland der Fall, aber die EU ist da wirklich sehr weit von entfernt, und mit 2% Rüstungsausgaben besteht nicht mal ansatzweise eine Chance, dass es dazu kommt.Ob die russische Wirtschaft schon als Kriegswirtschaft bezeichnet werden kann ist eine spannende Frage.
Zur Zeit gibt Russland ca. 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Militär aus. Als Vergleich die US-amerikanischen Militärausgaben unter Ronald Reagan von 1981 bis 1985 sind etwa gleich hoch gewesen. Die amerikanische Wirtschaft war zu dieser Zeit aber keine Kriegswirtschaft.
Die Frage ist nicht, wie viel Prozent des BIP für den Krieg draufgehen, sondern, ob die Zivilproduktion zugunsten der Kriegsanstrengungen eingeschränkt werden müssen.
Angesichts der jüngsten Knappheitsmeldungen scheint das in Russland bereits der Fall zu sein, unter Reagan war es nicht der Fall - und ist es ja bis heute nicht.
Wobei man sich auch die Frage stellen darf, ob die 6% vom BIP überhaupt stimmen. Russland gibt ja keine erhellenden Wirtschaftszahlen mehr raus, und so ein Manöver bedeutet in der Regel, dass die Zahlen schlimm sind und man nicht erwartet, sie wesentlich verbessern zu können.
Auch das spricht dafür, dass Russland ganz tief in der Kriegswirtschaft drinsteckt.
Ein übliches Merkmal ist auch Arbeitskräftemangel, weil zu viele arbeitsfähige Menschen an der Front gebraucht werden.
Russland hat genau dieses Szenario, bei denen herrscht Vollbeschäftigung; unter Reagan war das ja nicht so.
Ist allerdings nur ein Symptom. Das eigentliche Kennzeichen ist die Priorisierung des Militärs, und die ist in Russland definitiv da, in den USA war das selbst unter Reagan nur sehr eingeschränkt der Fall.