Hallo ihr Lieben,
...deswegen geht diese "Analyse" des werten Herrn und auch einiger Foren-Kommis vollkommen ins Leere. Es ist der erste Juli, da muss ich mich mal wieder bei euch hier anmelden und mal ein paar Dinge klarstellen.
Die F-16 haben - wie alle anderen Waffenlieferungen - ein wesentliches strategisches Ziel: Zu demonstrieren, dass der Westen perspektivisch auch auf Jahre (so lange brauchen die F-16 nämlich) hinaus noch genau so viele Waffen liefert, dass die Ukraine damit mit möglichst geringem Blutzoll überleben und Russland dagegen weiter personell wie materiell maximal ausbluten kann. Welche Waffen wann kommen, ist nachrangig - aber den Stress dieser Perspektive wird der Kreml nicht standhalten können, ohne taktische Nuklearwaffen zu benutzen (sehr unwahrscheinlich und wenn doch, dann ohnehin das Ende der Kreml-Machthaber) oder das ganze Land in den Kriegszustand versetzen zu müssen, um mehr Menschen und Material ausheben zu können. Der Westen wendet also im Grunde genommen die altbekannte sowjetisch-russische Abnutzungsstrategie auf die Russen selbst an, weil er weiß, daß diese nicht ausweichen können. Und das erkläre ich euch jetzt mal.
Spart euch diese langweiligen Scheingefechte in den Artikeln und Kommentarspalten nach dem Motto "aber der böse Westen" und "Putin wurde provoziert": wir reden hier über das "Schachbrett des Teufels". Wer dieses Büchlein gelesen hat (das sind hier sehr wenige, ich weiß) hat begriffen: Der Teufel ist der Chef und am Schachbrett sitzen alle dran, Russland wie USA wie China wie Frankreich wie Indien wie Großbritannien wie Deutschland usw.: Dann wurde Putin halt "provoziert", nachdem er 2014 schon selbst "erfolgreich" provoziert hatte! Und wenn schon: wenn er so dumm ist, sich provizieren zu lassen, dann darf er jetzt diese Suppe auch auslöffeln und er wird zusammen mit seinem System an dieser Suppe zugrunde gehen. Es gibt keine einige +50%-Perspektive mehr zu seinen Gunsten, auch die letzte monatelange russische Großoffensive mit punktuellem Geländegewinn im Meter- bis wenige Kilometerbereich ist eine einzige Katastrophe, auch die nächste Mobilisierungswelle wird nur noch schlechter ausgebildete, noch unerfahrenere und noch weniger motivierte Soldaten ausheben. Der Kreml beherrscht einfach nicht den strategischen Rückzug, sondern nur den Abnutzungsangriff ("one trick pony") und zockt deswegen jetzt alleine auf das sehr unwahrscheinliche Glück eines gegnerischen Kapitalfehlers.
Taktischer Nuklearschlag? Ja, das Risiko nimmt in gleichem Maße zu wie eine mögliche ukrainische Offensive erfolgreich ist, denn wer so "schlau" ist wie Putin und sich "vom bösen Westen" die letzten 18 Monate so blenden ließ, dem ist tatsächlich auch ein Nuklearschlag eher zuzutrauen als allen anderen russischen Führern vor ihm. Aber der Preis wird hoch sein, extrem hoch sogar: er zwingt alle seine verbliebenen internationalen Partner zu einer Entscheidung, die sie auf jeden Fall vermeiden wollen, und wer einen russischen Nuklearschlag nicht verurteilt riskiert ebenfalls internationale Ächtung. Dieser Nuklearwaffeneinsatz wird thematisch diesen Angrifskrieg und jegliches bisherige innerrussische wie internationale Narrativ komplett überstrahlen und alles, was in Russland bislang an Putin'schen Machtstrukturen existiert, bis in die Grundfesten erschüttern, von den innenpolitischen Konsequenzen auch bei den wenigen Verbündeten ganz zu schweigen, und es wird danach den Kreml innenpolitisch extrem viel Kraft und Ressourcen kosten, das eigenen Volk bei der Stange zu halten - Kraft und Ressourcen, die eigentlich gegen die Ukraine verwenden werden sollten. Davon einmal abgesehen, dass die Russen den Nuklearschlag auch tatsächlich "richtig hinbekommen" und das Ding nicht vorher schon versehentlich durch eine dieser zahllosen "versehentlich weggeworfenen Zigaretten" auf eigenem Gebiet hochgeht...
Und selbst wenn die ukrainische Gegenoffensive ebenfalls ein Fehlschlag wird - na und? Rein demographisch und mentalitätsmäßig werden sie nicht so viel Personal verheizen und wesentlich früher wie die Russen sich auf eine Stabilisierung der eigenen strategischen wie taktischen Assets konzentrieren, was sie ja seit Ende Februar 2022 sehr erfolgreich praktiziert haben.
Alles, was die Ukraine tun muss ist, durchzuhalten und die Materiallieferungen aus dem Westen (und neuerdings auch Asien) zu organisieren: MACHBAR.
Alles, was Russland tun muss ist, zu gewinnen und die Ukraine einzunehmen: NICHT MACHBAR.
So, jetzt habe ich es euch erklärt. Wir sehen uns in einem Jahr wieder, dann schaun' mer mal. Zwinkersmiley!
Liebe Grüße,
eure Mikaela