dass man in Springers Kampagnenpostille schauen muss, um zu erfahren, worum es denn genau geht, bzw., wie die ganze Sache entstanden ist:
Woher hat der Präsident seine Vorwürfe?
► Radio-Moderator Mark Levin hatte in der Nacht zu Freitag etliche Schritte genannt, die Barack Obama in den letzten Monaten seiner Amtszeit eingeleitet haben soll, um erst die Kandidatur von Donald Trump und später dessen Kabinett zu untergraben.
Tenor: Obama habe wie in einem „Polizei-Staat“ agiert. Demnach soll die Obama-Administration am 4. Oktober 2016 vor Gericht einen Antrag gestellt haben, einen Server im Trump Tower und angebliche Verbindungen zu russischen Banken zu überwachen.
Das Gericht stimmte laut Levin zu. Belastendes Material gegen Trump wurde nicht gefunden, die Überwachung sei aber fortgesetzt worden – aus Gründen der nationalen Sicherheit. Für den konservativen Radio-Mann ein Beleg dafür, dass Obama auch hinter den Veröffentlichungen über bedenkliche Russland-Kontakte des Trumps-Teams stecke.
> http://www.bild.de/politik/ausland/donald-trump/abhoervorwurf-gegen-vorgaenger-obama-50709218.bild.html
sowie
Levin listet chronologisch die Ereignisse auf, die er seinen Zuhörern als schlüssige Indizien-Kette verkauft.
►1. Juni: Obamas Administration beantragt, dass das so genannte „Foreign Intelligence Surveillance“ Gericht (FISA), das für die Beobachtung von ausländischen Geheimdiensten zuständig ist, die Kommunikation von Donald Trump und seinem Wahlkampf-Team zu überwachen. Der Antrag wird abgelehnt.
►2. Juli: Nachdem erste Informationen aus dem Computer der Demokraten über Wikileaks an die Öffentlichkeit sickerten, fordert Donald Trump im Wahlkampf: „Ich hoffe, ihr könnt die 30 000 fehlenden E-Mails finden. Ich glaube, unsere Presse würde euch mächtig belohnen!“
►3. Oktober: Wikileaks veröffentlicht die Emails von Clintons Kampagnen-Chef John Podesta. Das Clinton Lager gibt erstmals direkt Trump und Putin die Schuld.
►4. Oktober: Die Obama-Administration stellt einen neuen Antrag bei dem FISA-Gericht. Es geht diesmal um einen Server im Trump Tower und angebliche Verbindungen zu russischen Banken. Das Gericht stimmte laut Levin zu. Doch es wurde kein belastendes Material gegen Trump gefunden. Dennoch wird Trump angeblich aus Gründen der Nationalen Sicherheit weiter abgehört.
►5. Januar 2017: Das Russland-Dossier taucht auf. Buzzfeed und CNN berichten über Untersuchungen eines britischen Agenten. Es geht unter anderem um eine Party mit jungenden Russinnen in einem Moskauer Hotel, an der auch Trump teilgenommen haben soll. Angeblich hätten russische Offizielle seit fünf Jahren daran gearbeitet, Trump von einem Bruch der westlichen Allianz zu überzeugen.
Das Material soll so kompromittierend sein, dass der frischgewählten US-Präsidenten erpressbar gewesen sein soll. Levin und Breitbart weisen darauf hin, dass die Vorwürfe nie bestätigt werden konnten.
►19. Januar: Die „New York Times“ berichtet am Tag vor der Vereidigung, dass mehrere US-Geheimdienste wie CIA, FBI oder NSA die Russland-Kontakte von Mitgliedern des Trump-Teams untersuchen. Team Trump fragt erbost: Worum gibt es keine Hinweise auf die Quellen der Informationen?
►8. Februar: Der erste Bericht, dass Trumps Nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn mit Moskaus US-Botschafter Kislyak telefoniert hat. Und zwar unmittelbar nachdem Noch-Präsident Obama wegen des Hacker-Skandals mehrere russische Diplomaten aus den USA ausgewiesen und neue Sanktionen gegen Russland angeordnet hat. Ein Transskript des FBI belegt, dass die beiden über die Sanktionen sprachen und Flynn Moskau versicherte, dass neu verhandelt werden könnte, sobald Donald Trump im Weißen Haus säße.
> http://www.bild.de/politik/ausland/donald-trump/trump-telefon-obama-50706164.bild.html
Erst danach war mir klar, warum die Sache so hochkocht, bzw. wieso die Geschichte, zumindest für einen gestandenen Trump-Fan, durchaus ein G'schmäckle haben dürfte.
Im seriöseren Teil der sog. Qualitätspresse (und auch leider hier) beginnt die Story allzu oft erst mit Donalds nächtlichen Twitter-Ergüssen, bzw. wird Herrn Levin höchstens mal in einem Nebensatz als Ursprung erwähnt, nicht aber seine "Beweisführung". Dazu muss man in der deutschen Medienlandschaft des Jahres 2017 in die BILD schauen(!!!!11!!!111!!)
Sic transit gloria Journalismi (oder so)