Mogelpackung

Man sollte vielleicht doch mal genauer hinschauen: laut der Beschlusslage des EU-Parlaments dürfen ab 2035 „alle neuen Autos, die auf den Markt kommen, kein CO₂ mehr ausstoßen(!).“
(https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20180305STO99003/reduktion-von-co2-emissionen-klimaziele-und-massnahmen-der-eu)

Laut der Bundesregierung heißt das zutreffend, dass „in der EU ( … ) ab 2035 nur noch solche Neuwagen mit Verbrennermotor zugelassen werden, die beim Fahren(!) CO2-emissionsfrei sind.“
(https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/europa/verbrennermotoren-2058450)

Es bedeutet: E-Fahrzeuge dürfen weiter verkauft werden, unabhängig davon, ob und in welchem Umfang der Strom ohne Nutzung fossiler Energie und/oder Atomenergie erzeugt wird.

Es gibt aber keine hinreichende Sicherheit, dass in Deutschland bis 2035 eine emissionsfreie und nicht-nukleare Stromerzeugung im erforderlichen Umfang und zu vertretbaren Preisen überhaupt möglich bzw. realistisch ist. Nicht alle, aber viele Experten bezweifeln dies. Die ökologischen Kosten wären im Übrigen signifikant! Im EU-Ausland kann man dies überwiegend ohnehin vergessen, nach dem Kernenergie und Erdgas als (klimabezogen) nachhaltig deklariert wurden und dort z.Zt. eine regelrechte Renaissance erleben.

Das Ziel einer Klimaneutralität des Individualverkehrs kann mithin als aufgegeben abgeschrieben werden. International ohnehin, in Deutschland sehr wahrscheinlich infolge der inländischen Weiternutzung von Öl, Kohle und Fracking-Gas bzw. durch entsprechende Importe – einschließlich Atomstrom.

Das nun beschlossene Modell ist klimapolitisch damit so erfolgversprechend wie die jetzt endlich ausgelaufene Förderung von Plugin-Hybriden – eine Mogelpackung!

Die von der deutschen Autoindustrie nicht favorisierten Maßnahmen wie Tempolimit, Gewichts- und Ps-Beschränkungen, realistische Verbrauchs- und Emissionsbegrenzungen, Ausbau von öffentlichen Verkehrsstruktuten, etc., beschränken sich auf unverbindliche Fußnotenrelevanz. Das ist gut für ambitionierte Klimaziele auf Hochglanzpapier und Wahlplakaten, aber – wie schon so oft – schlecht für die Klima-Realität.