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Avatar von notting
  • notting

mehr als 1000 Beiträge seit 01.06.2004

Viel richtiges drin, der 1. Schritt sollte aber sein...

Wenn man (auch) in den Innenstädten weniger Autos will, sollte man im 1. Schritt dafür sorgen, dass insb. Einkaufsmöglichkeiten für den tägl. Bedarf besser über die Fläche verteilt sind, damit man eher hinlaufen kann. Bei uns (größeres Quasi-Wohngebiet) hat man einen ehemaligen Supermarkt abgerissen statt zu schauen wie man es schafft, nicht nur am Stadtrand einkaufen zu können. Vermutlich haben sich aber auch immer wieder Anwohner über den Anlieferlärm beschwert. Jetzt beschweren sie sich über den Mehr-Verkehr, weil man an den Stadtrand muss *facepalm*

Bzw. auch bei uns in der Fußgängerzone sterben vernünftige Geschäfte wie für Bekleidung, Schuhe etc. aus. Wohl sowohl was die Parkmöglichkeiten für die Kunden angeht (z. B. für die Abholung auf dem Weg von der Arbeit heim, damit kleinere Läden quasi eine schnellere "Lieferzeit" für Sachen im Lager bieten können um besser konkurrenzfähig zu sein) als auch was Probleme bei der Anlieferung der Ware angeht. Der H&M hatte es im ehemaligen Kaufhaus nur ein paar Jahre ausgehalten. Der C&A ist am Stadtrand. Es gibt schon länger einen zu großen Anteil an Dönerbuden, Tabak-/Shisha-Shops, 1EUR-Shops & Co.

Außerdem ist es üblich geworden, dass in einer Ehe beide mind. eine 50%-Stelle haben, wobei beide immer öfters weiter weg sind.

Daraus resultiert auch, dass Kinder immer öfter krampfhaft in alle mögl. Vereine gesteckt werden, damit beide Elternteile Vollzeit arbeiten können. Selbst wenn die Eltern voll auf "Wir sind so öko und haben kein Auto machen", haben sie meist z. B. eine Tagesmutter, die die Kinder dann herumfahren muss, spätestens wenn sie noch ein paar andere kleinere Kinder mitnehmen muss, das Kind noch ein größeres Musikinstrument mitnehmen muss und den Job macht, um die Pflege z. B. der (Schwieger-)Mutter trotz Schmerzen in den Gelenken irgendwie noch mit einem dringend benötigten Nebeneinkommen unter einen Hut zu bringen, die sie aber auch nicht so lange alleine lassen kann. Sprich sie muss Auto fahren.
Meine Eltern waren solche Tageseltern und hatten solche Kundschaft!

Und dann sollen die Kinder auch nicht einfach in den nächsten Kiga/Grundschule, sondern der muss noch das richtige Profil haben (Sport, Sprachen, ..., ich meine nicht Kinder die wg. einer Behinderung auf spez. Dinge angewiesen sind), obwohl das vom Abschluss her keinen Unterschied macht.

Und natürlich muss man dann noch regelm. in das Ferienhaus in der Schweiz, zur auf der ganzen Welt verstreuten Verwandtschaft oder sonstwie herumreisen, sodass die Kinder spätestens mit 10 mehr mit ihren Eltern herumgereist sind als ich bis ich als junger Erwachsener dann keinen Urlaub mehr mit meinen Eltern mehr gemacht habe.
Siehe auch z. B. https://www.heise.de/tp/features/Flygskam-Scham-und-Schande-fuer-das-Fliegen-mit-dem-Flugzeug-4354163.html

Diese Art von Eltern zieht auch immer häufiger immer weiter von ihren Eltern weg. Heißt dann mehr Pflegedienst-/Essen-auf-Räder-/etc.-Fahrten, weil viele sich die Zustände in Altersheimen nicht antun wollen, die die alten Leute z. T. noch mehr runterziehen. Statt dass sie daheim wohnen und man z. B. bei seiner eigenen Einkaufsfahrt die Eltern mitnimmt oder für sie Sache mitbringt.

Außerdem ist die Auto-Gängelung diskriminierend für Behinderte.

Z. B. meine Oma (Ü90) musste immer wieder von außerhalb in die Stadt transportiert werden. Sie hatte schon Mühe in das Auto einzusteigen, wenn es vor der Haustür stand und nur die paar Stufen von ihrer Wohnung runter musste. Meine Mutter war zu der Zeit auch gehbehindert, konnte also den Rollstuhl nicht wirklich gut ein-/ausladen. Der ÖPNV ist hier auch scheiße (bzw. ein Ausbau und gratis machen würden den Radverkehr kanibalisieren). Da hätte meine Mutter viel Zeit verloren, die sie aber brauchte, weil sie noch Geld verdienen musste (Tagesmutter, musste also nie ins "Büro").

Einen Behindertenparkausweis hat sie aber nie bekommen, obwohl meine Mutter es versucht hatte. D.h. u.a. dass man bei ihrer Hausärztin die irgendwann in die Fußgängerzone/verkehrsberuhigter Bereich umgezogen ist defakto nicht legal parken konnte, weil nicht mal eine Hand voll normale Parkplätze und zudem noch andere Sachen drumherum.

Auch immunsupprimierte Menschen müssen sehr regelm. trinken. Dazu müssen sie die Maske abnehmen. Dabei kriegen sie abe die Bazillen ab... Der ÖPNV (der in der Fläche zum allergrößten Teil aus Bussen besteht) fährt aber viele Umwege und wird auch durch immer mehr Tempo 30 ausgebremst, wodurch die Fahrten ewig dauern.

Insb. Menschen um die es auf www.dccv.de geht (die oft Immunsuppressiva nehmen müssen), müssen auch immer wieder spontan auf's Klo und wenn sie dort sind, kann das Stunden dauern. D.h. im ÖPNV-Fahrzeug auf's Klo kann dazu führen, dass sie dutzende km vom eigentl. Zielort entfernt landen. Bzw. selbst in der Stadt kann es sein, dass die nächste brauchbare Verbindung erst wieder in 1h ist, insb. nach außerhalb.

Einige dieser Menschen haben aber nur manchmal diese Probleme und verschweigen sie deswegen ggü. dem Arbeitgeber. Auch weil es immer öfters Kettenzeitverträge gibt, wo man ohne Begründung einfach nicht verlängert werden kann. D.h. wenn sie spez. Parkausweise in solchen Notfällen nutzen würden, würde das sie stigmatisieren bzw. wenn's die Kollegen oder der Chef mitbekommt...

Wobei so wie ich es verstehe die Städte die Parkerleichterung https://www.dccv.de/betroffene-angehoerige/leben-mit-einer-ced/parkerleichterung/ asozialerweise immer nutzloser machen, wenn man in der Innenstadt unterwegs sein muss. Einfach die Bedingungen lesen wo man das nutzen darf bzw. Artikel wie https://www.heise.de/news/Kein-Auto-zu-viel-Hannovers-Konzept-fuer-eine-autofreie-Innenstadt-9310278.html lesen.

Handwerker/Dienstleister aber auch bei privaten Aktionen hat man insb. mit Anhänger immer mehr Probleme, Leuten die in der Innenstadt wohnen insb. größere Gegenstände zu bringen etc. Das sorgt für mehr Parkplatz-Suchverkehr. Zudem wird inrgendwann kaum jmd. noch privat z. B. gebrauchte Möbel in der Innenstadt abholen wollen, sodass die eher bei Entsorgungsfirmen landen werden, weil die sich auch mit der Sonderparkerlaubnis-Bürokratie besser auskennen und eigene Schilder haben. Soviel zum Thema Nachhaltigkeit.

BTW: Kenne eine Stadt in der Nähe, wo man an der Haupt-Post wirklich 0 Parkplätze hat, weil zu nahe an der Innenstadt. Genau dort werden aber i.d.R. Pakete hinterlegt, wenn gerade niemand daheim war, auch von Bereichen deutl. außerhalb...

Zudem sind E-Autos ein wichtiger Teil der Energiewende. Energiewende bedeutet auch viel Strom aus stark schwankenden Quellen zu beziehen. D.h. man braucht auch Zwischenspeicher bzw. regelbare Lasten. E-Autos bieten sich hier sehr an, selbst wenn es nur um Überschussladen geht:

- Deren Akkus haben eine tendenziell höhere Energiedichte als stationäre Akkus -> spart Platz.
- Weil Autos soviel herumstehen, können sie Überschussladung machen, also je nach dem was für das Netz gerade gut ist mit mehr oder weniger Leistung laden. Das geht bei ÖP(N)V-Fahrzeugen mit ihren knapp kalkulierten Akkus eher nicht. Die müssen gnadenlos ihren Akku laden wenn es gerade irgendwie geht. Das stresst das Stromnetz zusätzl.
- Man muss den Strom nicht in einen anderen Akku umladen wie z. B. bei ÖP(N)V-Fahrzeugen mit Akku, z. B. E-Busse oder Akkuhybridtriebwagen. Man hat also bzgl. Mobilität weniger Ent-/Ladeverluste.
- Und ganz allg. fährt man mit dem Auto meist weniger Umwege als mit dem ÖP(N)V und die Türen weniger oft pro fahrt geöffnet, sodass die Klimaanlage weniger Strom braucht um das zu kompensieren. Im E-Auto kann man die Insassen sogar sehr energieeffizient über Sitz-/Lenkradheizung warm halten. Das spart Energie.

Fazit: Das mit den autofreien Innenstädte hat inzw. Formen angenommen, dass diese weitergehenden Ausbaustufen offensichtlich von Leuten gefordert werden, die in der Stadt alles wollen außer Lärm (inkl. Anliefer-Lärm), aber ihnen scheißegal ist, wie die Geschäfte genug Kundschaft bekommen, um sich halten zu können, was mit Dienstleistern ist, die sie beauftragen, was mit Leuten ist die mit dem Auto in die Stadt rein-/rauspendeln müssen bzw. nicht in der Innenstadt wohnen können, etc. Fehlen fast nur noch Plakete mit Sprüchen mit "Städte den Städtern!" & Co.

Sogar ein grüner Ministerpräsident hat schon über seine Partei gesagt: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/winfried-kretschmann-viele-gruene-pflegen-beim-auto-altes-feindbild-a-eaed3a7e-5f26-4c90-8bf5-33a1abf2a6eb

»Das Auto war bei den Grünen noch nie sehr beliebt, weil es CO₂ emittiert, Straßen benötigt und die Natur beeinträchtigt«, sagte Kretschmann der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«.
Mittlerweile gebe es aber Elektroautos, die kein CO₂ ausstoßen. Auf diese Entwicklung müsse man reagieren. »Stattdessen pflegen auch viele Grüne weiter ihr altes Feindbild«, sagte Kretschmann.

Und wenn man in Innenstädten weniger Lärm will, sollte man erstmal den ÖPNV auf einen höheren BEV-Anteil bringen als die PKW: https://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Neuzulassungen/Jahresbilanz_Neuzulassungen/jahresbilanz_node.html

Knapp die Hälfte aller Pkw (1.379.260/48,5 %) waren mit einem alternativen Antrieb ausgestattet.

BTW: Vor allem auf dem Weg zum nächsten ICE-Bhf. und selbst auf der komplett elektrifizierten Schienenstrecke, wo bei uns jahrzehntelang elektr. Fernzüge gehalten haben, ist der BEV-Anteil im ÖPNV defakto 0, also viel Diesel-Lärm. Es gibt aber nicht mal ansatzweise konkrete Pläne diese Situation ansatzweise zu verbessern.

notting

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.08.2024 21:00).

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