Knapp 4 Mio. sog. Russland-Deutsche samt Familienangehörigen leben in Deutschland. Grob geschätzt sind 2,5 Mio. von ihnen wahlberechtigt.
Bislang waren sie dank dem Heimhol-Kanzler Kohl zumeist eine sichere Bank für die CDU. Merkels Konfrontationspolitik gegenüber Russland hat das geändert. Ein Grossteil der Wähler mit Migrationshintergrund Ex-UdSSR droht zur AfD, zum kleineren Teil auch zur Linken abzuwandern. Das will man verhindern.
Die FDP wird nun einige Wochen vor den Bundestagswahlen plötzlich als Gegner der Russland-Sanktionen aufgebaut, sogar so etwas wie die Anerkennung der Krim-Sezession ist von FDP-Politikern zu hören. Doch Vorsicht!
1. Die FDP und speziell Lindner traten im entscheidenden Jahr 2014 gegenüber Russland in besonderer Weise als Scharfmacher hervor. Im Netz finden sich u. a. ein Artikel mit der Überschrift "Lindner will Regime Change in Russland" oder "FDP - die aktuellen Russland-Sanktionen sind richtig". Noch das vor einigen Monaten verabschiedete Wahlprogramm der FDP trieft von aggressiver Rhetorik gegenüber Russland, das ultimativ aufgefordert wird, die "völkerrechtswidrige Besetzung der Krim...und den Krieg in der Ostukraine zu beenden".
2. Was ferner skeptisch machen sollte: Über den jüngsten Sanktions-kritischen Vorstoss der FDP incl. dem sonstigen Geplänkel berichtet der Mainstream auf breiter Front. Üblicherweise tauchen Stellungnahmen dieser Art nur in einigen "Leit"-Medien unter ferner liefen auf, während sie für TV und Regionalzeitungen - den Info-Quellen von ca. 80 % der Bevölkerung - komplett tabu sind.
3. Die FDP ist leicht lenkbar, weil sie noch weit weniger als die anderen Parteien über eine lebendige und diskussionsfreudige Basis verfügt. Soweit sich mir das erschliesst, besteht die FDP zu einem kleineren Teil aus Traditions-Liberalen und ansonsten aus Berufs-Liberalen, die jeden Schwenk der Führung mitmachen.