Betriebe, die Auszubildende nur noch als billige Arbeitskraft missbrauchen, und diese nach der Lehrzeit auch nicht mehr übernehmen heulen tatsächlich wegen fehlender Fachkräfte?
Aus diesen Ausbildungsjahrgängen kommen dann Handwerker, die kein Handwerk können. Also mangels Fähigkeiten auch nie den Meister anstreben können. Es sei denn, sie haben das alles privat geleistet.
So halten sich viele Handwerksbetriebe auch mögliche Konkurrenz vom Hals. Denn wenn sie jemanden ausbilden, und der dann im gleichen Markt irgendwann mal selbstständig ist. Oh Gott oh Gott. Dann ist man sein regionales Monopol ja los.
Und Loyalität ist auch keine Einbahnstraße. Handwerksbetriebe die bei jedem Gegenwind (auch Herbst Winter Entlassungen) die Mitarbeiter zum stempeln schicken, dürfen sich nicht wundern, wenn die in der Schönwettersaison dann den Mittelfinger präsentieren anstatt zurück zu kommen.
Und über Ausbildungsinshalte müsste man auch mal reden. Wir beschweren uns immer, dass Fertigkeiten verloren gehen.
Ja warum nur? Wenn Schreiner, Tischler etc. nur noch mit Plattenwerkstoffen arbeiten und elektrischen Maschinen, wo soll da die Handwerkskunst entstehen?
Oder das Verständnis, wie eine Verzapfung funktioniert, wie man Holzfasern liest?
Heute werden nur noch Fertigkeiten vermittelt, die sich industriell nutzen lassen. Das könnte man aber einem Affen auch antrainieren, dazu braucht es keine Fachkraft!
Jemand der mit der CNC Fräse vorgefertigte Möbelstücke ausschneidet ist ein Anlernjob, keine Fachkraft.
Ich kennen einen Schreiner, der jedes zweite Jahr einen Azubi nimmt. Den lässt er aber bei sich erst mal ein Praktikum machen, um zu sehen, ob der überhaupt das Geschick und Verständnis mitbringt für den Beruf.
Nach der Ausbildung werden die Gesellen für 3 Jahre übernommen. Und in diesen 3 Jahren werden die Gesellen zur Meisterschaft entwickelt.
In 35 Jahren hat dieser Schreiner 40 weitere Meister ausgebildet. Und viele seiner ehemaligen Schützlinge kommen heute noch zu ihm um sich Rat zu holen. Und die kooperieren auch, damit jeder ein gutes Auskommen hat.
Leider ist nach diesem Jahr Ende, mit 70 hat der Mann seinen Ruhestand verdient. Er übergibt das Geschäft an seine Enkelin, die dieses Jahr frisch die Meisterprüfung bestanden hat.
Der hatte nie Sorgen wegen Nachwuchs. Ganz im Gegenteil. Weil er eben ausgebildet hat. Vom Schreinerhandwerk bis hin zu Holzbildhauerei und Schnitzerei.
Und was den Preis angeht: Der hat mir mal 6 Stühle repariert, die aus dem Leim gegangen waren. Da die aus Vollholz waren, wollte ich die aber erhalten. Er hat alle 6 zerlegt, gereinigt und neu verleimt, bei 2 noch ein paar kleinere Reparaturen durchgeführt und inkl. Rechnung habe ich dafür gerade mal 68 Euro bezahlt.
Der hat mit mir einen treuen Kunden gewonnen. Top Arbeit zu einem bezahlbaren und fairen Preis, da geht man gerne wieder hin.