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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Handwerkermangel: Bäcker, Metzger, Maurer, Elektriker ...

... das will halt keiner mehr machen. Da gibt es inzwischen handfeste Nachwuchssorgen: der Metzgersohn will nicht des Vaters Job übernehmen, die Tochter ist Veganerin. Niemand will nachts um 2 aufstehen und um 3 in der Backstube stehen. Auf'm Bau ist es dreckig, laut und je nach Witterung mal kalt, nass oder heiß. Elektriker sind zwar sehr gefragt, auch wegen der Installation von Solaranlagen, aber auch hier: anstrengend, schwierig, man muss ja was für sein Geld tun.

Das will halt keiner. Die Abiturienten gleich zweimal nicht: keine Idee, was man machen will, aber erstmal studieren. Irgendwas mit Medien (Karriere in der Werbeindustrie) oder Betriebswirt (und dann Unternehmensberater werden) oder sich als Jurist versuchen und im Falle des Scheiterns, weil auch Jura kein Zuckerstudiengang ist, wird man's eben im zweiten Versuch im Lehramt versuchen. Wer's dann nicht packt, landet im Plenarsaal der Politik.

Leistungslose Bullshitjobs haben Hochkonjunktur: je weiter weg von der Wertschöpfungskette, je mehr Bimbes für wenig Arbeit, desto beliebter. Im Handwerk müht man sich ab, selbst wenn man nach Tarif IG Metall bezahlt wird, ist das unattraktiver, als der Home-Office-Job mit 20 Meetings in der Woche, in denen nichts bewegt wird außer heißer Luft.

Ich selbst seh's: Fachkräfte in der Elektronik sucht man vergeblich. Aktuell leben wir von Umschülern, weil man keine Nachwuchskräfte mehr findet am Markt. Will sich keiner direkt nach der Schule zum Elektroniker ausbilden lassen - und wenn, dann geht man eben lieber zu Hensoldt, Liebherr & co, die zahlen direkt IGM-Lehrlingsgehalt. Da bleibt der private Elektronikentwickler und -fertiger auf der Strecke, der nicht nach Tarif zahlen kann.

Ja, Geld ist auch ein Thema. Aber selbst WENN wir nach Tarif zahlen würden: der Name hat, trotz internationaler Vernetzung in die USA, nach China, nach Brasilien, Spanien, Italien usw keinen Klang wie eben Liebherr. Es kommt keiner, weil die wenigen Azubis lieber bei den großen Namen anfangen - und die beklagen sich über mangelnden Nachwuchs und das, was kommt, muss erstmal beim Urschleim anfangen, weil selbst elementarstes Wissen (früher im Physikunterricht vermittelt) einfach fehlt. Wer Elektroniker werden will, sollte schonmal was von Transistoren gehört haben und von Dioden, vom Operationsverstärker und was Widerstände machen, was Spulen und was Kondensatoren. Das sind so Sachen, die im Physikunterricht angeschnitten gehören in Klassenstufe 9 oder 10 ... aber da kommt einfach nichts.

Es will keiner mehr backen, metzgern, maurern, Kabel verlegen ... weil anstrengend und schlecht bezahlt. Mit besserer Bezahlung wir es vielleicht etwas besser, wenn die Lehrlinge denn von der Schule mit Grundwissen kämen. Aber das fehlt auch. Den Mangel gleichen wir aber nicht aus, solange die Masse der Schüler und Schülerinnen meinen, mit Abi in der Tasche studieren zu müssen und dann irgendwo in einem leistungsfernen Bullshitjob glauben, die Welt verändern zu können.

In dem Sinne.

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