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  • Fizzlefritz

793 Beiträge seit 08.09.2023

Re: Warum steigen dann nicht die Lohnangebote?

Heinz Wollenweber schrieb am 12.05.2024 22:51:

Wenn die Nachfrage steigt, dann müsste das Lohnangebot steigen.
Tut es aber nicht, also gibt's auch keinen Frachkräftemangel.

... oder Moment: Ach so, es fehlen *billige* Fachkräfte. Ja, nee, is' klar :-)

Die Guten gehen halt in die Schweiz, nach USA, Kanada, Norwegen oder Australien...
Tja, so trocknet Deutschland aus.

Die "unsichtbare Hand des Marktes" wird das schon regeln, könnte man sich denken. Aber dennoch steigen die Preise für ein knappes Gut mit hoher Nachfrage nicht. Das ist in der Tat seltsam.

Bei längerem Nachdenken komme ich aber zu dem Schluss, dass der Markt das wahrscheinlich tatsächlich regelt, und zwar genau so, wie zu beobachten ist: Wir hatten hier schon immer das Problem, dass wir hier sehr hohe Produktionskosten haben und Schwierigkeiten hatten, international wettbewerbsfähig zu bleiben. Besonders weil Deutschland einen im Vergleich zu anderen westlichen Staaten mit um die 30% einen recht großen Industriesektor hat (andere eher 20% und darunter) und sehr stark auf Export angewiesen ist.

Die größten kostentreibenden Komponenten bei industriellen Produkten sind Energie und Lohnkosten. Da wir uns den Zugang zu billiger Energie selbst abgeschnitten haben, bleiben eigentlich nur noch die Löhne, um die Herstellungskosten möglichst niedrig zu halten.

Bitte nicht falsch verstehen, ich bin auch für höhere Löhne, aber ich befürchte, dass unserer Industrie gar nichts anderes übrig bleibt um weiter an dieser Schraube zu drehen, wozu eben auch solche "Fachkräftemangel-PR" gehört. ich sehe es auch so, dass es wahrscheinlich keinen echten Mangel an Fachkräften gibt, sondern eher einen Mangel an solchen, die bereit sind, für so wenig Geld zu arbeiten - besonders wo die Lebenshaltungskosten auch noch weiter ansteigen (siehe auch "Zugang zu billiger Energie").

Die Wahl ist wahrscheinlich entweder Löhne drücken, oder gar nichts mehr zu produzieren, weil man es zu den Preisen nicht mehr verkaufen kann, wenn die Konkurrenz so viel billiger ist. Insofern "regelt der Markt" hier meiner Meinung nach durchaus, auch wenn es erstmal widersprüchlich aussieht.

Allerdings muss man der Industrie auch vorwerfen, dass sie das Spiel auch schon getrieben hat, als wir die billige Energie noch hatten. Die jammern halt permanent, damals eben für höhere Profite - heute eher, weil der Wirtschaftsstandort IMHO tatsächlich gefährdet ist. Wie die kaputte Armbanduhr, die zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigt 😊

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