Was sind das doch für durchtriebene Projektgegner: Am "Schwarzen Donnerstag" haben sie sich die Fresse polieren lassen, später bei der Parkräumung haben sie sich ohne Widerstand aus dem Park tragen lassen, noch nie Luft aus den Reifen eines der überall herumstehenden Baufahrzeuge gelassen und nicht einmal an einem der durch die halbe Stadt führenden Rohre des Grundwassermanagements auch nur ein Schräubchen gelöst oder ein Loch gebohrt.
Dafür suchen die Projektgegner jetzt irgendwo im Wald die seltenen Juchtenkäfer und berauben sie ihres Kotes um der Bahn kräftig eins auszuwischen. Sie erklimmen die Wipfel alter Bäume und drapieren ihre Beute unbemerkt vor den Bäumen im Rosenstein, wo es seit Jahren wie auf dem Rummelplatz zugeht, die Stiefel der Bauarbeiter herumtrampeln und die Käfer vermutlich schon deshalb gestorben oder verzogen sind.
Als Gegner des Projektes würde mich eine gelungene Aktion freuen. Aber wenn ich mir den typischen S21-Gegner mit seiner Gehhilfe anschaue, dann kommen mir doch Zweifel. Die Bahn hat seinerzeit in der Nacht nach dem Schwarzen Donnerstag ein per Fax geschicktes Fällverbot des EBA ignoriert - ohne Folgen. In den gerodeten Bäumen fand man Juchtenkäfer - ohne Folgen.
Dieses Projekt wird weder über den Menschen- noch über den Naturschutz gestoppt. Wenn überhaupt, dann könnte es sein, dass verdächtige Spuren mittels besagter Fläschchen eher zum Verschwinden gebracht werden sollten. Die vor zwei Jahren als Verzögerer benannten Eidechsen im Untertürkheimer Rangierbahnhof wurden von der Bahn entdeckt und publiziert. Darauf sind die Öko-Terroristen gar nicht erst gekommen!
Stuttgart 21 ist schon längst blockiert! Der Baufortschritt erreicht BER-Geschwindigkeit. Von 18 Baugruben für den Tiefbahnhof ist noch nicht einmal eine fertig bebaut. Es stehen ein paar Brücken herum, eine davon entsteht im Schneckentempo vor besagtem Gelände. Die Kosten gehen durch die Decke. Alleine das Bahnhofsgebäude wird nach Vieregg-Rössler mindestens 10 Mrd. kosten. Das sind 16.000 € pro Stuttgarter Einwohner (Stuttgart hat schon einen Bahnhof). Zum Vergleich: Den Hamburger kostet seine zu teure Elbphilharmonie nur ca. 480 € pro Nase.
Der Tunnel unter dem Rosenstein hat noch Jahre Zeit! Die Gleise, die dort Richtung Duchgangsbahnhof führen, müssen auf der anderen Seite über den Fildertunnel wieder raus. Dort gräbt man gerade - gaaaanz vorsichtig - durch Quellgips. 100 Meter darüber haben die ersten Häuser schon Risse. Weiter soll es dann zum Flughafen gehen - wenn die Planungen und das Planfeststellungsverfahren jemals abgeschlossen werden. Wenn überhaupt, dann würde es sich dort lohnen, einen Wachtelkönig zu sichten.
Die Bahn steht schlecht da, die unterstützenden Politiker auch, besonders die Grünen. Auch die Medienfront bröckelt (natürlich nicht bei den unterstützenden Stuttgarter Zeitungen):
"Die Besserwisser hatten Recht":
https://www.zvw.de/inhalt.waiblingen-s-21-ein-fiat-statt-eines-rolls-royce.36d99082-2645-40fc-a550-8b8b04b8c488.html
Der Widerstand ist relativ gelassen. Es gibt nichts mehr zu retten, da die Bahn bereits alles zerstört hat, was sie zerstören darf. OK, die Bäume im Rosenstein tun auch noch weh, aber wer sich dort umsieht, weiß, dass dort nicht mehr viel zum Zerstören übrig geblieben ist. Der Juchtenkäfer mag der letzte sein, der dort noch zu finden war. Ein normaler Mensch geht da freiwillig nicht mehr hin.
Wir wissen, dass die Kosten weiter steigen werden! Wir wissen, dass die Bahn keinen ausreichenden Brandschutz hinbekommt! Wir wissen, dass die Fluchtwege im Bahnhofsgebäude zu schmal und zu lang gemäß der Versammlungsstättenverordnung sind! Wir wissen, dass im Brandfall alle Fluchtwege durch Rauch unpassierbar werden, weil die Deckenhöhe zu niedrig ist. Und wir wissen, dass auch Terroristen das wissen.
Dieser Bahnhof wird scheitern, aber nur aus einem Grund: weil Bahn und Politiker in ihrer Gier, Korruptheit und Ignoranz zu blöd sind!