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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

kein Ei des Kolumbus

Man kann sich Arendts Standpunkt anschliessen. Allerdings mit einem caveat. Das politische Einfühlungsvermögen, also die Fähigkeit vom Interessenstandpunkt eines anderen Menschen aus zu denken, ist nie ein absolutes, gelingt nie vollständig. Man kann nicht aus seiner Haut heraus. Dessen sollte man sich bewusst sein.

Übrigens gibt es noch einige den Komplexitätsgrad erhöhende Probleme. Es ist durchaus nicht, wie von Engert unterstellt so, dass Menschen grundsätzlich einen Standpunkt vertreten, der objektiv ihren eignen Interessen dient. Vielmehr unterliegen sie in vielen Fällen dem, was man falsches Bewusstsein oder auch ein Selbstmissverständnis nennen kann. In der Frankfurter Schule war von Verblendungszusammenhang die Rede.

Offensichtliche Beispiele sind Menschen, die überzeugt gegen eine Covid-Impfung zu Felde zogen und schliesslich an C-19 starben.

Zudem ist auch der Begriff 'Interesse' selbst nicht so klar, wie er auf den ersten Blick scheint. Man muss kein Sokrates sein, um schnell ins Grübeln zu geraten, wenn man sich an einer Definition dafür versucht.

Ganz wesentlich und richtig ist gewiss die Unterscheidung zwischen politischer - man könnte auch individual-soziale anfügen - und wissenschaftlicher Auseinandersetzung. In letzterer geht es idealiter um die Sache und nicht um die Auswirkung eines Umstandes oder Wissensinhaltes auf Einzelne oder die Gesamtgesellschaft. Wenn ich versuche einen geometrischen Beweis zu finden, hängt das schliessliche Resultat in keiner Weise von persönlichen Interessen ab, was immer man subjektiv und objektiv darunter versteht.

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