Ansicht umschalten
Avatar von Twistie2015

mehr als 1000 Beiträge seit 21.01.2015

Fehleinschätzung zum Thema "spontane Meinungsäußerung" nach dem Urteil

Da ich in den anderen Diskussionen auch hinsichtlich spontaner Meinungsäußerungen nach dem Urteil argumentierte, bitte ich, meine mangelnden Kenntnisse hierzu zu entschuldigen. Ich ging davon aus, die im Artikel angemerkten Äußerungen in Bezug auf das Gericht seien spontan erfolgt und würden daher auch entsprechend gewürdigt werden bzw. ignoriert werden.

Nun stellt sich aber die Sachlage, die ich nicht hinreichend recherchhierte, anders dar.
Die Dame hat keineswegs spontan agiert, sondern eine Art Manifest verlesen. Hier in der Frankfurter Rundschau, von der ich einmal annehme, dass sie Fakten präsentiert und keine Lügen verbreitet, steht:
**"Nach Verkündung pöbelt sie den Vorsitzenden Richter Thomas Sagebiel an: „Sind Sie stolz auf Ihr Urteil? Das Urteil ist eine Schande für Deutschland!“

Dann liest sie eine vorgefasste Rede vom Papier ab, offenbar hat auch sie bereits am Vorabend Bescheid gewusst. Die Rede beginnt mit „Sie wurden heute Zeugen eines Justizskandals“, danach geht es um den „ausschließlich männlich besetzten Senat“, den „frauenfeindlichen Richter Sagebiel“, einen „männerbündischen Täterstaat“ und ein „Exempel“, das an ihr statuiert werde, um den Rest der Frauen mundtot zu machen. „Ihr armseligen, feigen Frauenverächter“, ruft sie dem Senat hinterher.***

d.h. sie hat sich da durchaus vorbereitet und beschlossen, eine solche beleidigende Meinungsäußerung zu tätigen.

Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass es tatsächlich sein kann, dass die Dame sich zwar Verletzungen selbst zufügte, aber im Nachhinein sogar glaubt, dass ihr die von anderen zugefügt wurden. Dies hat das Gericht nicht so gesehen, ich möchte dies auch nur anmerken, unabhängig vom speziellen Fall, um aufzuzeigen, dass es durchaus Fälle gibt, in denen Menschen denken, etwas sei tatsächlich passiert oder auch nicht passiert, egal wie viele Fakten man ihnen präsentiert usw.

Während meiner Therapie konnte ich einst eine junge Frau kennenlernen, die jeden Lügendetektortest bestanden hätte, wenn es darum ging, dass ihre jeweiligen Freunde sie verprügelten. Entsprechende Verletzungen gab es auch immer, sie hatte aber nie Anzeige erstattet. Während der Therapie, in der sie größtenteils im Therapiegelände sich aufhielt und keinen Freund hatte, der sie besuchte, wurde sie weiterhin verletzt. Sie gab an, sie hätte sich mit Menschen außerhalb des Therapiegeländes getroffen bzw. andere Patienten seien übergriffig geworden. Sie kam dann in eine geschlossene Abteilung und dort wurde sie erneut verletzt, sie gab an, dies sei ein Pfleger gewesen.
Ich bin überzeugt davon, dass sie wirklich glaubte, dies sei so gewesen. Auch als man ihr nachweisen konnte, dass die von ihr beschuldigten Pfleger es nicht gewesen sein konnten, blieb sie dabei.

Es gibt diesbezüglich leider, sowohl auf männlicher als auch weiblicher Seite, sehr viele Menschen, die psychisch imho so ... hm, wie drückt man das jetzt aus? ... beschädigt sind, dass sie dann bei einem gewissen Anlass "austicken" und das, was sie aussagen, wirklich glauben und verinnerlichen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten