Der Historikerstreit geriet wegen der Wiedervereinigung viel zu schnell aus dem Bewusstsein und war noch nicht ausdiskutiert. Habermas hat eigentlich schon mit seiner ersten Reaktion verloren, Nolte - auch wenn man nicht allem zustimmen muss, was er vertrat - hatte im Kern recht und war auf dem Weg, die Debatte für sich zu entscheiden.
Wichtigster Punkt darin war die Frage nach der Kausalität. Lässt sich Geschichte legitimerweise anhand von kausalen und aufeinander aufbauenden Zusammenhängen interpretieren, was Nolte verlangte und Habermas bestritt. Oder hat Habermas recht mit seiner prinzipiellen Position einer kausalitätsfreien Dialektik?
Meines Erachtens muss jeder bei Lichte betrachtet zum Schluss kommen, dass Habermas Ansichten in der Sache letztlich unhaltbar waren. Leider ging es unter im Getöse des Mauerfalls. Den Rest besorgten die damals schon durch die akademischen und medialen Institutionen marschierten Dutschke-Jünger.