Digitale Technik schaltet nicht das Denken ab - auch wenn diese Aussage etwas holzschnittartig sein mag angesichts all der subtilen Mechanismen "sozialer" Netzwerke und moderner GUIs/Apps.
Ich bin im DDR-Bildungssystem aufgewachsen, und zwar in einem moderat systemkritischen Haushalt. Ich fühlte mich zu keinem Zeitpunkt herausgefordert durch das Erfordernis, in der Schule das eine zu sagen und zu Hause das andere - wobei ich jetzt mein politisches Bewusstsein zu jener Zeit nicht hochstilisieren will. Ich kann nur sagen, dass die Schule mich nicht zu systemkritischem Verhalten ermutigt hat. Das scheint mir heute nicht anders zu sein (es sei denn, es geht gegen das "System" Putin oder die KPC). Wenn also jemand postuliert, dass die heranwachsende Generation politisch verblöde, mehr als frühere, dann wäre es hilfreich, wenn er die Mechanismen beleuchten würde, die da neuerdings wirken. Ich bin in dieser Hinsicht etwas skeptisch. Jahrzehntelang hat die heranwachsende Generation (nach WK II) unter Altnazis gelebt, aber nicht rebelliert, dann, als sie es getan hat, ist sie Mao hinterhergerannt, ohne zu begreifen, was Mao für das Leben von Millionen von Menschen bedeutet hat, und bis vor wenigen Jahren hat Klimaschutz jenen, die den damit verbundenen Kelch aber so was von bis zur Neige kosten werden, nichts bedeutet. Sogar Luisa Neubauer hat nach meinem Kenntnisstand erst ihren Instagram-Account putzen müssen, um nicht ausgerechnet als offensichtliche Vielfliegerin Flugverbote zu fordern.
Ich sage damit nicht, dass heute alles besser wäre als früher, dass "1984" nicht drohe, aber wir sollten die Kirche im Dorf lassen.