Es gibt in allen politischen Lagern mittlerweile eine wachsende Zahl von Menschen, die nicht mehr am Verständnis komplexer, teils widersprüchlicher Probleme interessiert ist, sondern nur daran ein Feindbild zu definieren und es zu vernichten.
Wer sich an der bitteren Wahrheit entlang hangelt, wird zu verschiedenen Themen durch verschiedene Lager geführt.
Derzeit sind z.B. sehr viele Lockdown-Befürworter damit beschäftigt, mit Klauen die Entscheidung zu verteidigen, Kinder bis zu Inzidenzen von 200 in Schulen zu schicken, wenn man sie 2x die Woche testet. Und zwar deswegen, weil sie glauben, dass jeder der die Selbsttests der Kinder kritisiert, ein Querdenker ist.
Darauf, dass man auch als Lockdown-Befürworter seine Probleme damit haben kann, dass 6jährige Kinder sich selber testen sollen und nun mittlerweile 4 Stunden Maske am Stück tragen und deswegen erst recht dafür plädiert, dass sie lieber zu Hause bleiben sollen, sind die noch gar nicht gekommen.
Weil sie auch gar nicht mehr damit beschäftigt sind, am Puls des Geschehens mit einer Haltung über bestimmte Dinge nachzudenken, sondern nur noch damit, die Haltung anderer abzuchecken und zu bewerten. Wo ist der Feind, was denkt er gerade und in welcher Argumentationsstraße ist er wo abgebogen, dass wir ihn abfangen und beschimpfen können. Und natürlich wird der Feind auch irgendwann mit dem Problem gleichgesetzt. Dann sind es natürlich nur die Querdenker schuld, wenn die Zahlen wieder steigen.
Dass die Maßnahmen ohnehin erst gar nicht ausreichen, um irgendwas einzudämmen, beeindruckt die schon lange nicht mehr. Denn ist der Feind mal weg, ist ja auch das Problem gelöst. So funktioniert das mit den Sündenböcken.
Darum ist Laschet noch Ministerpräsident ist und niemand stellt Rücktrittsforderungen. Weil man seinen Ärger doch auf Demonstranten in Stuttgart umlenken kann, so bekloppt man die auch finden mag. Da wirkt Küchenbauer-Armin wieder wie die goldene Mitte, die versucht, abzuwägen.