Kitsos Kokoretsis schrieb am 17.04.2021 02:43:
Da Sie offensichtlich medizinisch bewandert sind, können Sie uns bitte verraten, was aus der guten alten Grippe geworden ist? Die scheint nämlich verschwunden zu sein. Mich geht's ja nichts an, frage nur für einen Freund.
Bevor ich's vergesse, wenn Sie jene erwähnen, welche sich um das Gemeinwohl sorgen und so..., meinen Sie etwa diese hypersozialen Supermensch*innen, die in Zeiten der allerschlimmsten Pandemie massenhaft Kliniken schließen lassen, somit Intensivbetten deaktivieren und folglich die überlasteten Intensivschwestern in die Arbeitslosigkeit schicken? Sind das dann gewissermaßen die Guten? Frage hier auch nur für den einen Freund.
Der Freund ist ziemlich neugierig und fürsorglich müssen Sie wissen. Er geht stets nur mit Maske ins Bett, um nämlich seine Grosseltern nicht zu töten.
Gute Nacht!
Sie haben einen ganz wichtigen Punkt angesprochen, die Privatisierung der Gesundheit. Wenn Gewinne anfallen, dann zumeist zu Lasten von Patienten und Beschäftigten. Und diese Gewinne dann zu privatisieren, während die privaten Betreiber Verluste nach Möglichkeit der Gesellschaft aufhalsen wollen, führt die Gesellschaft ins Elend. Wie auch den Einzelben, wenn er Hilfe braucht.
Und am schlimmsten wird es, wenn dann wieder mal eine Studie von Bertelsmann für amerikanische Verhältnisse wirbt.
An dem Punkt sind wir vermutlich nicht weit auseinander, wenn überhaupt.
Wenn wir nun sachlich weiter machen wollen: Die Grippe gibt es noch. Ob es Ihren Freund gibt, der wirklich im selben Bett mit den Großeletern schläft - keine Ahung, könnten wir den und mögliche andere Späße bitte weglassen?
Es sind auch 2020 noch Kliniken geschlossen worden, teilweise eben, weil private Gewinninteresse dominieren.
Sie schreiben in dem Zusammenhang aber von "massenhaft". Ich kenne die Zahl von 20 Kliniken für 2020, die auch Ihr Panorama-Link angibt. Wenn man das nachprüft, z.B. wiederum die Angaben von correctiv prüft, ist auch diese Zahl zu hoch gegriffen.
https://correctiv.org/faktencheck/2021/03/30/liste-mit-angeblich-im-jahr-2020-geschlossenen-krankenhaeusern-fuehrt-in-die-irre/
(wenn Sie bei den Angaben einen Fehler finden, lassen Sie es mich bitte wissen).
Es wurden nicht "massenhaft", wie Sie schreiben, Kliniken geschlossen. Wobei ich trotzdem jede Schließung kritsch sehen würden, wenn es nicht z.B. eine eng begrenzte Verlagerung oder ähnliches ist, die quasi ohne Leistungsreduktion einhergeht.
Sie schreiben weiter von "deaktivierten Intensivbetten". Das wird es im Einzelfall geben, in der Summe ist die Zahl der Intensivbetten aber in den letzten Jahren stets erhöht worden.
correctiv dazu: "Während bundesweit die Zahl der Krankenhausbetten zwischen 1991 und 2018 um 25 Prozent gesunken ist, nahm die Zahl der Intensivbetten um 36 Prozent zu, berichtet das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung."
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/10/PD20_N064_231.html
Und dann sind wir bei dem aus meiner Sicht wichtigsten Punkt: den von Ihnen genannten "überlasteten Intensivschwestern". Mit dieser Feststellung liegen Sie zu 100% richtig.
Nur Ihre nächste Folgerung, dass man diese "in die Arbeitslosigkeit schicken" würde, trifft nicht zu. Das hängt natürlich auch mit der tatsächlich gestiegenen Zahl der Intensivbetten zusammen. Ich persönlich kenne keine arbeitslose Intensivschwester und auch keine Klinik, die derzeit keinen Bedarf für zusätzliche Intensivschwestern hat. Bestimmt sind welche arbeitslos, aus diversen Gründen. "Burn-out" wäre meine erste Vermutung, und die wollen (und sollten besser) die nächste Zeit nicht in die Mühle zurück.
Aber es gibt keine verfügbaren massenhaften Intensivschwestern, die ohne Job sind, weil sie in die Arbeitslosigkeit geschickt worden wären.
Wenn Sie es besser wissen, dann schreiben Sie das hier bitte.
Und damit bin ich wieder am Anfang meiner Kritik: Wir sind in einer Pandemie, die Kliniken und das Personal arbeiten am Limit oder sind schon drüber.
"Wie dumm, wie asozial muss man sein, um in einer Pandemie gemeinsames Singen und Tanzen per Flashmob zu propagieren? Für jede Mitarbeiterin auf der Intensiv ist das der reine Hohn.", um mich nun selber zu zitieren.
Es wird noch schlimmer werden, auch ohne die Leute, die zusammen singen und tanzen, natürlich ohne Mundschutz. Und das auch noch anzupreisen, den Protest dageben zu schmähen, wie der Autor es tut- das ist bodenlos.