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  • Heimatloser

mehr als 1000 Beiträge seit 19.11.2007

Re: Sorry, aber Deutschlanbd erstickt gerade an aggressiven Jungmännern

Abbreviatus schrieb am 03.09.2018 09:47:

Die Afd bietet (Kant lässt grüßen) einen Ausgang aus der selbstverschuldeten Handlungsunfähigkeit. Freilich einen falschen, was Ursachen und Wirkungen angeht, aber immerhin.
Die Menschen machen sich zu Recht Sorgen um die Zukunft, Rente, Hartz4, Gesundheitswesen, Globalisieren, als jene Dinge, mit denen die bisherigen Parteien den Kapitalismus als Plage über die Menschen bringen, bloß damit ein paar Wenige obszön reich werden.
Das ist natürlich ne ziemliche Wucht, eine beinahe unlösbare Aufgabe für die Betroffenen, man kann nicht "einfach" was ändern und irgendwie gefühlt auch nichts tun: Klar, links wählen oder so, aber das dauert, funktioniert vielleicht doch nicht, nur ein bisschen, und so weiter. Soll ja auch so sein, die herrschenden Verhältnisse passen den Herrschenden sehr gut in den Kram.
Und die diese "Was kann man tun"-Lücke springt die AfD. Die liefert einen einfachen Weg, nicht beschwerlich den Berg rauf, quälen, analysieren, denken, herausfinden, mühsam dem Spiel Informationen und Änderung abtrotzen.
Die AfD sagt: Ihr könnt euch beruhigen, die ganze Mühe muss nicht sein, der Ausländer ist Schuld. Und das ist eine Art Befreiung, denn "das System" kann man nicht bekämpfen, aber den "Ali" da hinten, den kann man verkloppen. Da isser doch, der Schuldige! Der ist zwar erst gestern angekommen und hat die Rente nicht zerstört, aber: Man kann *endlich* was tun! Und im gegensatz zu "Spiel ändern", was unbestimmt lange dauern kann, kann man hier sagen "Je schneller ich alle Ausländer rauskämpfe, desto schneller ist das Ziel erreicht und endlich alles wieder gut".

Natürlich ist das systemisch falsch, und deswegen auch ganz tragisch, weil die Menschen, die da gegen Ausländer kämpfen, tatsächlich *für* jene marschieren, die ihr Leben tatsächlich zerstört haben. Divide et impera halt: Damit die Menschen nichts wirklich ändern wollen, präsentiere einen Feind (am besten einen äußeren), an dem sie sich müdekämpfen können. Und schon hat keiner mehr Kraft, gegen Hartz4 zu sein oder gegen Rentenkürzungen.
Also, mit "Die sind halt rechts" kommt man nicht sehr weit, Menschen sind nicht dumm, man kann immer erklären, warum sie so handeln, wie sie es tun.

Danke für diesen hervorragenden und treffenden Post. So etwas findet man heutzutage sehr selten hier in diesem ehemals eher linken, jetzt aber stark AfD-lastigen Forum.

Darf ich ihn woanders zitieren?

PS: Rot ist das neue Grün (meine die Beitragsbewertungen)

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