Kurzschluss

Wenn man rein verifizierend vorgeht und sich auf jede negative Studie stürzt wie ein Verhungernder, kann man natürlich schon zu einem niederschmetternden Ergebnis gelangen. Wärs da nicht besser gewesen, alles wie gewohnt weiterlaufen, dem Virus freie Bahn zu lassen?

Eine solche Frage wirft schon ein leicht anderes Licht drauf. Man beginnt zu ahnen, dass es auch dann jede Menge negative Wirkungen gegeben hätte, die Alternativen scheinen auf.

Zwischenbemerkung; es waren und sind jetzt erst recht bei weitem nicht alle im Homeoffice, bei denen es grundsätzlich möglich wäre. Überhaupt wurde die Arbeitssphäre nicht aufs Allernötigste beschränkt, es war weitgehend ein Freizeitlockdown. Das hat den Erfolg der Massnahmen beeinträchtigt und zum Jojo-Effekt geführt.

Aber zurück zum Homeoffice. Man muss unterscheiden zwischen Homeoffice- und Pandemie-bedingten Problemen. Homeoffice in normalen Zeiten wäre nicht plötzlich verordnet, kann man vorbereiten, die schulpflichtigen Kinder sind in der Schule, oder bei Freunden oder bei den Grosseltern, allgemein herrscht Normalatmosphäre, man kann sich selbst ungehindert bewegen. Ein Teil der beschriebenen pathogenen Belastungen fällt also dann weg, ist der Pandemie-Situation anzulasten.

Es bleibt die relative Einsamkeit, die vielleicht auch in Normalzeiten suboptimale Stimmung zuhause, der eventuell fehlende Arbeitsraum. Das kann immer noch beträchtliche negative Folgen haben. Die Gegenrechnung darf aber nicht einfach unterschlagen werden. Die womöglich nervige Pendelei entfällt, keine Gefahr dabei zu verunfallen. Man wird nicht gemobbt oder sexistisch angemacht, der Chef wirkt im kleinen Zoom-Fenster auch weniger bedrohlich.

Kurz, man darf das Büroleben nicht idealisieren. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Und die sollte man sich unabhängig von der Pandemie ansehen und dann entscheiden, was für einen besser ist. Es gibt auch viele Zwischenlösungen. Die Probleme eines aufgezwungenen Homeoffice als Argument gegen Präventivmassnahmen zu missbrauchen, ist mindestens kurzschlüssig.