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  • OdinX

mehr als 1000 Beiträge seit 14.01.2010

Re: Letzte Woche ist meine Mutter gestorben...

Herzliches Beileid wegen deiner Mutter

Ich verstehe nicht, inwiefern unser Gesundheitssystem als Marktwirtschaftlich angesehen werden kann.

Wäre das Gesundheitssystem marktwirtschaftlich, dann hättest du eine Krankenversicherung deiner Wahl abgeschlossen, mit all den vertraglichen Konditionen die du für wichtig erachtest.

Wenn du dann im Nachhinein feststellen würdest, dass du etwas wichtiges in diesem Vertrag vergessen hast, dann würdest du dich über dein eigenes Unvermögen aufregen, nicht aber über das Gesundheitssystem. Oder alternativ, wenn die Krankenversicherungsgesellschaft deiner Wahl sich sträuben würde, ihre vertraglich zugesicherten Leistungen einzulösen, dann würdest du dich über diese Firma aufregen, und gegebenenfalls vor Gericht ziehen.

Dass du dich über das Gesundheitssystem aufregst ist also eigentlich schon der beste Beweis, dass es eben nicht marktwirtschaftlich ist.

Die Hürden existieren zur Kostenreduktion, weil es nicht marktwirtschaftlich ist. Wäre es marktwirtschaftlich, so könntest du vielleicht die günstigere Krankenversicherung mit Hürden oder die teurere ohne Hürden wählen.

Das ist nicht nur entwürdigend für den Beitragszahler, der diese Leistungen ja im Wesentlichen per Vorkasse bezahlt hat, es ist auch teurer, als eine solide ambulante Sorge.

Nein, du bezahlst nicht in Vorauskasse. Du bezahlst in Form einer Versicherung. Bei einer Vorauskasse würdest du genau die Leistungen beziehen, die du eingezahlt hast. Bei einer Versicherung kriegts du hingegen Sicherheit für den Fall eines medizinischen Problems, kriegst also manchmal mehr raus als du eingezahlt hast, oder manchmal weniger. Das Produkt der Versicherung ist aber nicht das Geld selbst, sondern die finanzielle Sicherheit die dir verkauft wird.

Aber genau das ist auch das Problem bei Versicherungen: Man kriegt teilweise mehr raus, als man einzahlt. Das bedeutet, dass die Menschen mit Versicherung immer ein Interesse daran haben, möglichst viel zu beziehen, damit sich ihre Investition in die Versicherung auch gelohnt hat. Dadurch steigen die Kosten, und genau darum wird versucht, die Kosten z.B. durch Kostentabellen zu senken, denn alle Kosten der Versicherung müssen auf die Beitragszahler umgewälzt werden (sonst geht die Firma ja pleite) und höhere Kosten können oder wollen sich viele nicht leisten.

Die Marktwirtschaft ist eben nicht effizient - sondern vor allem perspektivlos. Sie ist nicht in der Lage durch Investitionen Kosten zu vermeiden, sie kann bestenfalls durch Investitionen Gewinne erzielen - und selbst das klappt nicht mehr gut, wie die latent niedrige Investitionsquote in Deutschland der letzten Jahrzehnte zeigt.

Das Gesundheitssystem ist keine Marktwirtschaft und dass es in Deutschland eine niedrige Investitionsquote gibt liegt an der erfolgsfeindlichen deutschen Mentalität und den schlechten Zukunftsaussichten.

Die Marktwirtschaft ist vollkommen hilflos, um nicht zu sagen nutzlos - bei Zielen, die sich nicht durch Ertrag ausdrücken lassen.

Da setzt du an der falschen Adresse an.

In einer Marktwirtschaft werden die Leistungen deiner Krankenversorgung dadurch festgelegt, wie viel du bereit warst für die Versicherung auszugeben. Die Krankenversicherungsfirma würde dabei also überhaupt nicht den Wert von Leistungen bewerten, sondern die Kunden würden die Kosten-Nutzen-Abwägung unterbewusst durchführen.

Nicht nur die unmittelbare Daseinsvorsorge muss staatlich gesteuert werden - es gibt da ja keine alternative Instanz - sondern auch Bereiche, die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt und Fortschritt definieren: Wohnen, Umwelt, Verkehr und damit verbunden eben auch Arbeit.

Du willst, dass dir der Staat diktiert, wo du wohnen und welche Verkehrsmittel du nutzen darfst? Schaurige Vorstellung! Ziemlich faschistisch, wenn du mich fragst.

Ich finde ja auch, dass manches der Staat regeln muss, z.B. die Wasserversorgung, Strassen und das Schienennetz, aber das was du dir da gerade zusammenträumst wäre katastrophal.

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