Ich habe selten einen TP-Artikel gelesen, der derart daneben lag.
Herr Dudek wollte möglicherweise auch mal was zur WM schreiben und
hat sich so seine Gedanken gemacht. Und das ging gewaltig nach hinten
los.
Erster Denkfehler: Deutschland befand sich vor der WM nicht in einer
Depression. Der Autor vielleicht, aber nicht ganz Deutschland. Es gab
eine gewisse Politik- oder eher Politikerverdrossenheit, man seufzte
über die hohen Preise, war empört über nicht nachvollziehbare
Stellenkürzungen, aber niemand dachte ernsthaft an Selbstmord oder
verfiel in antriebsloser Starre.
Dass die Medien uns eine Depression unterstellten (und pünktlich nach
dem Regierungswechsel ein Hochgefühl produzierten, deren Gipfel die
"Du bist Deutschland"-Kampagne bildete, die die Deutschen zurecht als
Verarsche empfanden und ablehnten), mag zwar sein, gibt aber trotzdem
nicht das Stimmungsbild in D wider. Unzufriedenheit und Depression
sind zwei verschiedene Dinge.
Im übrigen wurde (und wird) der Standort Deutschland nicht von der
Bevölkerung schlechtgeredet! Das tun Leute wie Herr Dudek.
Zweiter Denkfehler: Die Deutschlandfähnchen bejubeln nicht unser
aller Land. Zwar mag es den einen oder anderen geben, der so denkt,
aber grundsätzlich symbolisiert das Fähnchen die deutsche Mannschaft.
So ist das eben, wenn Nationalmannschaften gegeneinander spielen. Und
die "Deutschland"-Rufe haben ihre Ursache in der Tatsache, dass
"Deutsche Nationalmannschaft" zu sperrig ist, um ein Team anzufeuern.
Dass J. Klinsmann aus der Nationalmannschaft wieder eine
konkurrenzfähige Elf gebaut hat, ist ein Grund zur Freude. Wie
konkurrenzfähig diese Mannschaft ist, wird sich im Verlauf des
Turniers zeigen.
Dritter Denkfehler: Bei der WM haben wir es nicht mit einem in
ThinkTanks ausgeheckten Event zu tun. Weltmeisterschaften gibt es
schon seit 1930 und sind eine lange Tradition. Es ist allerdings
etwas ganz besonderes, dass die WM hier in Deutschland stattfindet.
Das hat es zuletzt vor 32 Jahren gegeben. Vielleicht liegt es daran,
dass die Stimmung hier so überkocht. Mit Strategien, die in einem
ThinkTank ausgedacht worden wären, hat das alles nichts zu tun,
schließlich hat man bereits 1992 den Entschluss gefasst, sich für die
Austragung der WM zu bewerben.
Die Public Viewing-Areas sind spontan entstanden, offenbar halten die
Leute Fußball in der Gemeinschaft für unterhaltsamer als allein
zuhause vor der eigenen Glotze. Daran kann ich nichts schlechtes
sehen. Wären solche "Public Viewing"-Partys geplant, würden sie
ebenfalls von Sponsoren ausgeschlachtet. Dass dies (noch) nicht so
ist, sehe ich als Zeichen einer selbständigen Entwicklung an. An
hupenden Autokonvois kann ich ebenfalls nicht negatives erkennen.
Zwar gab es solche Konvois in der Vergangenheit nur nach gewonnenen
Endspielen oder lokal begrenzt nach dem Aufstieg der Heimmannschaft
in die erste Liga und nicht schon nach einem gewonnenen
Vorrundenspiel, aber was sagt das schon aus? Wir sind die Gastgeber
des momentan größten Sportfests der Welt. Da darf man durchaus etwas
übermütig sein. Im übrigen halte ich diese Konvois für eine
Modeerscheinung, die man sich von den Südländern abgeguckt hat.
Südländer haben ja immer das, was den langweiligen Deutschen so
fehlt, also zeigen wir mal, dass wir das auch können.
Wer übrigens mal ein Spiel mit fremden Leuten beobachtet, wird
erstaunt sein, wie schnell man mit fremden Leuten ins Gespräch kommt.
Das Spiel liefert genug Gesprächsstoff, und so verschlossen, wie
viele es den Deutschen attestieren, sind sie gar nicht (Ich rede hier
nicht von Besoffenen, die Arm in Arm durch die Gegend torkeln!). Aber
vielleicht verallgemeinere ich hier, und es sind nur die Rheinhessen,
die so offen sind. Das glaube ich aber nicht.
Alles in allem ist das ein Artikel, der die Flöhe husten hört. 1990
sind "wir" zuletzt Weltmeister geworden, 1996 Europameister. Es gab
Autokonvois, es gab Flaggen, es wurde gefeiert, aber anschließend ist
niemand in eine Depression gefallen. Warum sollte das in diesem Jahr
der Fall sein?
Herr Dudek ist es, der mir hier deprimiert zu sein scheint. Wer nach
derart fadenscheinigen Gründen sucht, um die Party anderer Leute
schlechtzureden, hat ein Problem. Dazu fällt mir Grönemeyer ein: "Wir
feiern hier 'ne Party und du bist nicht dabei ..."
RH
Herr Dudek wollte möglicherweise auch mal was zur WM schreiben und
hat sich so seine Gedanken gemacht. Und das ging gewaltig nach hinten
los.
Erster Denkfehler: Deutschland befand sich vor der WM nicht in einer
Depression. Der Autor vielleicht, aber nicht ganz Deutschland. Es gab
eine gewisse Politik- oder eher Politikerverdrossenheit, man seufzte
über die hohen Preise, war empört über nicht nachvollziehbare
Stellenkürzungen, aber niemand dachte ernsthaft an Selbstmord oder
verfiel in antriebsloser Starre.
Dass die Medien uns eine Depression unterstellten (und pünktlich nach
dem Regierungswechsel ein Hochgefühl produzierten, deren Gipfel die
"Du bist Deutschland"-Kampagne bildete, die die Deutschen zurecht als
Verarsche empfanden und ablehnten), mag zwar sein, gibt aber trotzdem
nicht das Stimmungsbild in D wider. Unzufriedenheit und Depression
sind zwei verschiedene Dinge.
Im übrigen wurde (und wird) der Standort Deutschland nicht von der
Bevölkerung schlechtgeredet! Das tun Leute wie Herr Dudek.
Zweiter Denkfehler: Die Deutschlandfähnchen bejubeln nicht unser
aller Land. Zwar mag es den einen oder anderen geben, der so denkt,
aber grundsätzlich symbolisiert das Fähnchen die deutsche Mannschaft.
So ist das eben, wenn Nationalmannschaften gegeneinander spielen. Und
die "Deutschland"-Rufe haben ihre Ursache in der Tatsache, dass
"Deutsche Nationalmannschaft" zu sperrig ist, um ein Team anzufeuern.
Dass J. Klinsmann aus der Nationalmannschaft wieder eine
konkurrenzfähige Elf gebaut hat, ist ein Grund zur Freude. Wie
konkurrenzfähig diese Mannschaft ist, wird sich im Verlauf des
Turniers zeigen.
Dritter Denkfehler: Bei der WM haben wir es nicht mit einem in
ThinkTanks ausgeheckten Event zu tun. Weltmeisterschaften gibt es
schon seit 1930 und sind eine lange Tradition. Es ist allerdings
etwas ganz besonderes, dass die WM hier in Deutschland stattfindet.
Das hat es zuletzt vor 32 Jahren gegeben. Vielleicht liegt es daran,
dass die Stimmung hier so überkocht. Mit Strategien, die in einem
ThinkTank ausgedacht worden wären, hat das alles nichts zu tun,
schließlich hat man bereits 1992 den Entschluss gefasst, sich für die
Austragung der WM zu bewerben.
Die Public Viewing-Areas sind spontan entstanden, offenbar halten die
Leute Fußball in der Gemeinschaft für unterhaltsamer als allein
zuhause vor der eigenen Glotze. Daran kann ich nichts schlechtes
sehen. Wären solche "Public Viewing"-Partys geplant, würden sie
ebenfalls von Sponsoren ausgeschlachtet. Dass dies (noch) nicht so
ist, sehe ich als Zeichen einer selbständigen Entwicklung an. An
hupenden Autokonvois kann ich ebenfalls nicht negatives erkennen.
Zwar gab es solche Konvois in der Vergangenheit nur nach gewonnenen
Endspielen oder lokal begrenzt nach dem Aufstieg der Heimmannschaft
in die erste Liga und nicht schon nach einem gewonnenen
Vorrundenspiel, aber was sagt das schon aus? Wir sind die Gastgeber
des momentan größten Sportfests der Welt. Da darf man durchaus etwas
übermütig sein. Im übrigen halte ich diese Konvois für eine
Modeerscheinung, die man sich von den Südländern abgeguckt hat.
Südländer haben ja immer das, was den langweiligen Deutschen so
fehlt, also zeigen wir mal, dass wir das auch können.
Wer übrigens mal ein Spiel mit fremden Leuten beobachtet, wird
erstaunt sein, wie schnell man mit fremden Leuten ins Gespräch kommt.
Das Spiel liefert genug Gesprächsstoff, und so verschlossen, wie
viele es den Deutschen attestieren, sind sie gar nicht (Ich rede hier
nicht von Besoffenen, die Arm in Arm durch die Gegend torkeln!). Aber
vielleicht verallgemeinere ich hier, und es sind nur die Rheinhessen,
die so offen sind. Das glaube ich aber nicht.
Alles in allem ist das ein Artikel, der die Flöhe husten hört. 1990
sind "wir" zuletzt Weltmeister geworden, 1996 Europameister. Es gab
Autokonvois, es gab Flaggen, es wurde gefeiert, aber anschließend ist
niemand in eine Depression gefallen. Warum sollte das in diesem Jahr
der Fall sein?
Herr Dudek ist es, der mir hier deprimiert zu sein scheint. Wer nach
derart fadenscheinigen Gründen sucht, um die Party anderer Leute
schlechtzureden, hat ein Problem. Dazu fällt mir Grönemeyer ein: "Wir
feiern hier 'ne Party und du bist nicht dabei ..."
RH