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Feinstaub durch Holzheizungen - Revisited

hubid schrieb am 22.03.2021 09:41:

Denkerist schrieb am 22.03.2021 09:21:

Wie hoch sind denn die Belastungen durch Holzfeuerungsanlagen? Entsteht da kein Feinstaub?

Doch, natürlich. Für Deutschland habe ich gerade keine Zahlen gefunden, bei uns in der Schweiz gelten Holzheizungen als Verursacher von etwa 16% der Feinstaubemissionen (geschätzt). Deshalb gibt es auch laufend verschärfte (in Deutschland m.W. 2015 das letzte Mal) Grenzwerte.

Es gibt da meines Erachtens mehrere Probleme, die das Feinstaubproblem von "Holzfeuerungsanlagen" deutlich überrepräsentieren - und zwar vor allen anderen:

1. Der Anteil der Hausheizungen am Primärenergieverbrauch ist vergleichsweise gering, der größte Teil geht in Industrie und Gewerbe - und da spielt Holz als Brennstoff nur selten eine Rolle.

2. Die Erhebungen konzentrieren sich auf die Pelletheizungen, die als "automatische" Heizungen in einer gewissen Konkurrenz zu Öl und Gas stehen. Die für diese Heizgeräte typische Taktung ist allerdings für das Verbrennen von Feststoffen ein riesiges Problem - aber auch überhaupt nicht vergleichbar mit Holzvergasern oder Kaminöfen.

https://www.stmuv.bayern.de/themen/luftreinhaltung/verunreinigungen/feinstaub/emissionenpm10.htm

Die sogenannten Kleinfeuerungsanlagen sind alle Hausheizungen. Und die Verteilung der PM10-Quellen dürfte anteilig auch für die PM2,5-Quellen weitgehend zutreffend sein.

In Deutschland gibt es 16 Millionen Ein-Familienhäuser und etwa 3 Millionen Mehr-Parteien-Häuser - und insgesamt etwa 300.000 automatische Pelletheizungen (und nochmal rund 200.000 Einzelöfen). Um auf 16% der Gesamtfeinstaubemissionen zu kommen, müsste man die Masse der Pellets wahrscheinlich unverbrannt und zu Feinstaub zerrieben in die Luft blasen, um auf 16% der Gesamtemissionen zu kommen.

Also ja - Feststoffheizungen können und sollen optimiert werden und sind in dieser Hinsicht keine optimale Lösung - aber sie sind auch kein Teufelszeug, dass vor allem Anderen beseitigt werden müsste. In Kombination mit einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Brennstoffwirtschaft - es gibt ja noch andere Festbrennstoffe - können sie recht vernünftige Lösungen sein.

Und dann fokussiert auf den illegalen Waldeinschlag in Osteuropa oder auch Brasilien oder Ostasien ist wiederum die Verwendung als Brennstoff ein absolutes Randphänomen. Das Kernproblem ist der unersättliche Hunger der Zellstoff- und (immer noch) Papierindustrie - und nicht zuletzt die Verwendung von Holzfasern in (Möbel-)Baustoffen.

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