Ich weiß nicht, ob es der TP-Redaktion nicht aufgefallen ist, aber der Artikel hat keinen Inhalt und bietet im Grunde genommen nur die Position "Was Extremismus ist, bestimme immer noch ICH" an und bietet damit keinerlei intellektuellen Mehrwert für die Nutzer.
Alleine schon der erste Absatz zeigt, dass der Autor nicht mal zwischen Verschwörungen, die immer autoritär sind (Mächtige im Hintergrund, die die Fäden ziehen) und totalitären Dynamiken (Extremismus) unterscheiden kann:
Suggeriert wird in der Ünerschrift nahezu verschwörungsideologisch eben die Existenz eines "wissenschaftlich-staatlichen Komplexes".1
Ein Komplex beschreibt immer die Dynamiken zwischen mehreren Akteuren. Also ein Zustand aus Aktionen und Reaktionen, Resonanzen und Dissonanzen. Für sowas muss niemand im Hintergrund existieren, der sowas steuert. Das ergibt sich von alleine. Extremismus ist das, was wir uns alle gegenseitig antun, wenn wir ungünstige Dynamiken innerhalb von Gruppen und Institutionen haben. Beim Extremismus handelt es sich also immer um ein Gruppengeschehen, bei dem das Ergebnis dieses Geschehens nicht einzelnen Menschen zugeschrieben werden kann.
Ist man selbst Teil so einer "sozialen" Dynamik, fällt einem das normalerweise nicht mal auf. Denn wir Menschen sind Herdentiere und wir können nur als Herde funktionieren, wenn die sozialen Dynamiken für uns unsichtbar sind. Würden wir sie bewusst wahrnehmen, könnten wir uns innerhalb von Gruppen nicht mehr wie die Fische im Wasser benehmen. In der Psychologie/Soziologie würde man das "sozial neurotisch" nennen, wenn ein Mensch nicht gruppendynamisch handeln kann. Daraus folgt, dass wir von Natur aus einen blinden Fleck in unserer Wahrnehmung haben, der dazu führt, dass wir soziale Dynamiken und deren negative Ergebnisse (Extremismus) nicht erkennen können, wenn wir INNERHALB dieser Dynamiken sind. Um es oberflächlich zusammenzufassen: Extremismus ist unsichtbar für uns, wenn wir Teil einer extremistischen Gruppendynamik sind.
Und genau dies ist beim Autor auch zu erkennen. Er erkennt den Extremismus nicht, dem er unterliegt in den Instituitionen, die in seiner Vita unter dem Artikel stehen. Und dementsprechend gibt es für ihn nichts in seinem "Arbeitsumfeld" was ihn beeinflussen könnte und dementsprechend kann es auch keinen Komplex geben.
Wenn also jemand behauptet, dass es einen "wissenschaftlich-staatlichen" Komplex gibt + man ist innerhalb dieses Komplexes und er ist unsichtbar, dann kann man das natürlich nur für eine fiktive Unterstellung halten, die irgendwie aus nicht-wissen zustandekommt oder aus Boshaftigkeit. Was der Autor dann ja auch in seinem Artikel ausdrückt.
Daher ein paar Punkte an den Autor, in der Hoffung, das hier eine Reflexion eintritt:
1. Sie wissen nicht was Extremismus ist. Sie sind, laut Vita, Soziologe und sollten sich eigentlich im Bereich der sozialen Dynamiken auskennen.
2. Ihre Zugehörigkeit zu einer extremistischen Dynamik ist unsichtbar für sie. (totalitärer blinder Fleck, auf dem rechten Auge blind). Ich kann ihnen hier aber nicht vorwerfen, dass sie sich wie ein normaler Mensch verhalten.
3. Wenn das Nicht-Verstehen von Extremismus die Grundlage für das Erscheinen der Jahrbücher über Extremismus und Terrorismus ist, wundert mich die schlechte Qualität dieser Jahrbücher überhaupt nicht und erklärt sogar, warum wir das Problem des Extremismus hier zum einen völlig falsch analysieren und zum anderen in Deutschland den Extremismus nicht in den Griff bekommen.
4. Das sie immer mehr Probleme bekommen, bestimmte Gruppierungen in "sind die jetzt extremistisch oder nicht, oder brauchen wir eine neue Kategorie?" einzuordnen, sollte sie doch eigentlich stutzig werden lassen, dass mit ihren Grunderkenntnissen innerhalb ihres Umfeldes irgendwas nicht stimmen kann. Oder nicht?
weltendenker