Wie seit Jahrhunderten atmet der Artikel wieder den Geist der "westlichen" Überlegenheit.
Gründe:
- alleine schon das Wort "Westen"! Lateinamerika ist folglich kein Teil des "Westens"? Japan und Australien aber sind sowohl "Westen" und "Norden"?
- man beklagt unfaire Handelspraktiken. Ja da wäre ich komplett bei dem Artikel. Aber anstatt diese dann zu benennen, erwähnt man Punkte wie: "So wird wie in der Vergangenheit in neokolonialer Manier der Reichtum der armen Länder in die wohlhabenden Industriestaaten abgesaugt: durch Steuerhinterziehung, illegale Finanzströme, unfaire Handelsregime, Korruption oder durch die Rückführung der Gewinne von multinationalen Unternehmen Richtung Norden.".
==> Und dies impliziert: Die Länder des globalen Südens sind unfähig Steuerhinterziehung und illegale Finanzströme oder Korruption zu bekämpfen und dafür ist alleine "der Westen" verantwortlich.
Man sollte auch die Regierungen und Behörden der armen Länder nicht aus der Verantwortung nehmen, Rechtsstaat auf ihren Territorium durchzusetzen. Das ist nicht nur Aufgabe der reichen Länder, sondern in erster Linie ist es die Verantwortung der lokalen Behörden.
Hatte hier viele Diskussionen in Südamerika im Bereich Controlling. Natürlich bin ich dafür, dass korrupte Manager überall bestraft werden und europäische und amerikanische Staatsanwaltschaften erheben meist auch Anklage bei genug Beweisen (was richtig ist), aber wenn man dann frägt, ob die lokalen Counterparts der Manager auch in ihren Heimatländern verfolgt werden, dann erlebt man oft nur Schulterzucken oder "mhhh schwierig hat Beziehungen, usw".
Nicht für jeden korrupten Politiker oder Manager in den armen Ländern ist "der Westen" verantwortlich.