mustard mine schrieb am 07.10.2024 20:15:
Das ist die eigentlich interessante Frage. M.E. kann das nämlich kaum einer.
Ich denke eher, das könnten mehr, aber die wenigsten wollen.
Die meisten Geheimdienste widmen sich primär der Informationsbeschaffung, ein paar wenige machen Terrorismus im Ausland.
Dass ein Geheimdienst richtig flächendeckend mitkämpft, scheint eine Besonderheit des Mossad zu sein.
Man kann dem Mossad nicht vorwerfen, er tät nix für sein Geld. Das war schon Expert-Level , smart & hart am Start: Die ganze Schmuggelei und das Präparieren der Geräte noch dazu mit einem Sprengstoff auf den weder die Röntge noch die Hunde ansprechen.
Wenn die nötigen Spezialisten da sind, ist das vermutlich gar nicht mal so schwer. Ein Geheimdienst kann sich ja auch problemlos schlau machen, wie die Flughafensicherheit genau funktioniert. Und notfalls auch am eigenen Flughafen testen, was anschlägt und was nicht.
Das ist mehr eine Frage dessen, wie viel Geld man in die Aktion steckt, als der grundsätzlichen Fähigkeiten.
Und es dann auch noch der Hisbollah unterjubeln: Neben dem konkreten materiellen Schaden der da entstanden ist, gibt es ja auch den immateriellen Schaden der absoluten Peinlichkeit für die Hisbollah: Beim Erzfeind die Pagerbomblets gekauft. Das fällt in die Kategorie "psychologische Kriegsführung".
Das auch. Aber ich glaube, das ist fast ein Nebeneffekt. Sie haben da einmal querbeet einen Großteil der wichtig(er)en Offiziere außer Gefecht gesetzt.
Zurück zur Eingangsfrage: Wenn man als Geheimdienst festellen muß, daß man zu Aktionen wie der mit den Pagern einfach nicht i.d.L. ist, so ist die Erkenntniskonsequenz: Der Mossad ist uns haushoch überlegen. Und in vielen Fällen entspricht das auch der Realität. Wenn der Mossad also derart überlegen ist, beginnt man Fragen zu stellen: Wie sicher kann ich mir denn dann sein, daß der M. keine Leute bei mir sitzen hat? Wissen wir eigentlich genau, daß in unseren Kommunikationsgeräten keine Knallfrösche einer fremden Macht drinstecken?Hat die jemals einer aufgeschraubt,bzw. da viele Geräte ja heute geklebt sind: Mit dem Fön aufgemacht? Merkste was?
Wenn es keine Besonderheit des Mossad ist, stellt sich diese Frage noch schärfer.
Andererseits: Die Pager waren dicker und hatten einen leicht überdimensionierten Akku.
Genau das ist bei Handys in der westlichen Welt ja eher unüblich.
Dritterseits: Wenn du etwas online bestellst, kann das ein Geheimdienst umleiten, eine Bombe reinmachen und ausliefern lassen.
Die allermeisten Geheimdienste begnügen sich allerdings damit, das gelieferte Teil mit einer Wanze zu versehen. Oder mit einem Keylogger, wenn es etwas mit Tastatur ist.
Vierterseits: Du bist höchstwahrscheinlich gar nicht im Visier eines Geheimdiensts.
Und bitte: Die Aktion mit den Pagern ist ja keine Frage des Geldes gewesen. Teuer war die Nummer nicht. Diese Aktion besticht vielmehr durch das hohe Maß an Hirnschmalz, was da reingeflossen ist. Das haben verdammt schlaue Leute gedreht. Und v.a. haben sie alles richtig gemacht. Es ist nicht aufgefallen, daß da eine Mossad, pardon: Man-in-the-middle-attack stattfindet.
Die Amis machen derartige Supply-Chain-Angriffe schon lange.
Genau dagegen ist beispielsweise die Prozedur für den Austausch der Rootschlüssel im DNS ausgelegt, die geht so, dass in einem Laden ein zufällig ausgewählter Laptop gekauft wird. Und diese Prozedur ist über 10 Jahre alt.
Jeder halbwegs kompetente Geheimdienst kennt die Technik, und jeder Geheimdienst, der das Budget hat, kann sie auch anwenden - die Spezialisten kann man einstellen.
Schwieriger ist die Geheimhaltung. DA ist der Mossad richtig gut.
Wobei das wahrscheinlich nicht der Mossad ist. Ein Geheimdienst, dessen Name allgemein bekannt ist, ist nicht mehr geheim genug, da wird ein neuer Geheimdienst gegründet.
Was kann der BND? Is geheim, schon klar. Aber daß er sowas kann, glaub ich ned.
Wenn der BND sowas machen muss, kann er das auch.
Auch die Geheimhaltung ist beim BND ganz anständig, wenn auch nicht immer so gut, wie sich das die Geheimdienstler wünschen würden.